Reviews
Tightly Unwound
Info
Musikrichtung:
Moderner Artrock
VÖ: 30.05.2008 (Kscope / Snapper Music) Gesamtspielzeit: 59:34 Internet: http://www.thepineapplethief.com |
Tightly Unwound ist das siebte Studioalbum der Prog- bzw. Artrocker The Pineapple Thief aus Großbritannien. Sie standen ja immer ein wenig im Schatten von Porcupine Tree, doch nun, wo sich PT in die härtere Richtung verabschiedet haben, ist die Zeit für The Pineapple Thief endgültig gekommen. Und das nicht nur wegen dieses Umstandes, sondern weil dem Hauptverantwortlichen Bruce Soord mit Tightly Unwound ein grandioses Artrockalbum gelungen ist. Aber nicht nur dies, es ist ein modern klingendes Alternative Album, das zumeist im Moll erklingt, hervorragende Gitarrenarbeit und ebenso eine vielfältige Instrumentierung sein Eigen nennt.
In erster Linie scheint es in den neun Songs um das gern gewählte Thema Liebe, Schmerz und Einsamkeit zu gehen. Und hört man dann das von akustischer Gitarre eingeleitete und geführte „The Sorry State“, geht einem das Herz auch auf. Die angenehm traurige Stimme, der Satzgesang, die leichte Radiohead Melancholie und das tolle Schlagwerk, grandios. Und dieser Spagat gelingt den Dieben auch über Albumlänge: Referenzen an die Vorbilder der Siebziger Jahre, moderne Produktion und durchaus Anlehnung an eben Radiohead , trotzdem ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Es gibt auf gesamter Albumlänge keinen Ausfall, ob das durch sehnsüchtige Elektronik durchsetzte „Tightly wound“ das rockig vorantreibende und doch verschroben elektronische „My bleeding hand“ oder auch das wunderschöne und facettenreiche „Different World“, mit über zehn Minuten einer von zwei Longtracks. Dieses sticht in seiner Opulenz und mit den starken Wall of Sound Gitarren schon heraus, aber der knackige Höhepunkt und das Album auf den Punkt bringende Song ist der letzte, 15 Minuten lange „Too much to loose“. Hier offenbart die Band sich in einer Viertelstunde.
Langsam schleppend, mit Elektronik verwoben und an Archive (Again) erinnernd, baut sich dieses Gebilde aus Trauer und Gefühl auf. Die Melancholie der Elektronik wabert und nagt, wenn dann nach ca. drei Minuten das kurze aber packende und klare Gitarrensolo auftaucht, spürt man einen Stich. Nun setzt Bass und knatschende Gitarrenarbeit ein, der straffe Rhythmus läßt die Kakophonie grad an uns vorbei schrammen, doch dann darf gerockt werden. Die schillernden Gitarren über dem dunklen Beat bauen eine unwirklich wirkende Atmosphäre auf. So brodelt es bis ca. Minute 6:30, dann fällt der Song zusammen und nur noch elektronisches Heulen bleibt. Über ein Schlagzeug wird dann der mystische Teil eingeleitet. Dröhnender Bass, schwirrende Elektronik und hallende Stimmen über einem scheppernden Alternative Schlagzeug. Dieser Part dröhnt und zerrt sich bis in Minute 11 des Stückes, die sich langsam wieder aufbauende Songstruktur wird über die Gitarren und das Keyboardgerüst betrieben und so kommt man zurück in das Einleitungsmotiv. Nach einem weiterem Break wird das dann auch in stark rockendem Gewand wieder aufgenommen und unter jubilierenden Gitarren und dem packendem Gesang zum Ende gebracht. Großes Kopfkino!
The Pineapple Thief ist ein hervoragendes, modernes Art Rock / Alternative Art Rock Album gelungen, das hoffentlich seinen verdienten Erfolg ähnlich Archive, Porcupine Tree endlich einfahren kann. Für mich (bisher) das Album des Jahres im Artrock Bereich!
Wolfgang Kabsch
Trackliste
1 | My debt to you | 5:21 |
2 | Shoot first | 4:13 |
3 | Sinners | 4:52 |
4 | The sorry state | 4:11 |
5 | Tightly wound | 6:35 |
6 | My bleeding hand | 4:20 |
7 | Different world | 10:44 |
8 | And so say all of you | 4:06 |
9 | Too much to loose | 15:12 |
Besetzung
Jon Sykes: Bass
Wayne Higgins: Gitarren
Keith Harrisson: Schlagzeug
Steve Kitch: Keyboards
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |