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Madsen

Frieden im Krieg

Info Musikrichtung: Deutscher Indierock, Punk VÖ: 07.03.2008 (Vertigo / Universal) Gesamtspielzeit: 46:36 Internet: http://www.madsenmusik.de

Die Erwartungshaltung bei Madsen war hoch, schließlich ist die Band seit ihrem Debut 2005 konsequent vorgerückt in die öffentliche Wahrnehmung und wird sich hüten, ihre Fans so schnell wieder zu vergraulen. Außerdem ist da noch diese Legende vom entscheidenden dritten Album... wenn sie wahr ist, dann ist den fünf Wendländern eine vielversprechende musikalische Zukunft gewiss.

Sebastian Madsen schreit ordentlich drauf los, zum Beispiel in "Nachtbaden" und "Verschwende dich nicht". Schreien sollte bekanntlich gelernt sein, und Sebastian Madsen outet sich auf Frieden im Krieg als wahrer Streber: Ein Höchstmaß an Ausdruck und Leidenschaft zerstört keinen Deut der Melodiosität, die übrigens über das gesamte Album hinweg präsent ist. Völlig frei von Berührungsängsten adaptiert die Band alles, was irgendwie funktioniert - ob es ein paar Metal-Riffs in "Nitro" sind oder ein waschechter Schlager-Refrain in "Vollidiot".

In der Vergangenheit wurde Madsen gerne vorgeworfen, sich lyrisch beliebig und unkonkret zu präsentieren. Spätestens mit Frieden im Krieg muss die Band solche Behauptungen nicht mehr auf sich sitzen lassen. Im Gegenteil droht die Direkt- und Einfachheit der Texte an manchen Stellen schon fast banal zu wirken: Etwa "Nitro", das sehr eindeutig von jugendlichen Amokläufern handelt, dabei aber mit Tiefsinn geizt, wenn Sebastian Madsen singt "sie haben ihm Nitroglycerin in seine Adern gespritzt" - ähnlich wie bei "Verschwende dich nicht", das mit Riff und Hook perfekt ins Ohr geht, textlich aber sehr direkt um den Songtitel herum aufgebaut ist.

Geschmackssache. Wer mich fragt: Lieber ein paar fragwürdige, aber direkte Statements, als ein pseudo-intellektuelles Kauderwelsch. Tocotronic werden von Album zu Album nichtssagender - wer deren erste vier Alben mochte und sich beim Genuss der späteren Werke nur noch mit zunehmend irritiertem Gesichtsausdruck am Kopf zu kratzen vermochte, der hat mit Madsen wieder etwas, was musikalisch verwandt und textlich konkret und verständlich ist. Aber beileibe keine Kopie - sondern eine Weiterentwicklung.

Hendrik Stahl