Reviews

Axel Rudi Pell

Live over Europe (DVD)

Info Musikrichtung: Hard Rock VÖ: 22.02.2008 (Steamhammer / SPV) Gesamtspielzeit: 200:00

Herzstück dieser Doppel(?)-DVD ist der komplette Auftritt von Axel Rudi Pell beim 2007er Rock Hard Festival im Gelsenkirchneer Amphitheater. Und wieder einmal stürzt der deutsche Flitzefinger sämtliche Reinkarnations-Theoretiker in den kollektiven Selbstmord. Denn wie kann es sein, dass jemand bereits wieder geboren ist, der noch lebt? Oder kann man den „echten“ Ritchie Blackmore im Vergleich mit dem, der zurzeit mit Blackmores Night auftritt, als bereits verstorben betrachten? Auch das funktioniert natürlich nicht. Dazu ist Pell bereits zu lange im Geschäft und dazu passt es auch nicht, dass man in den Soloparts auf Live over Europe nicht nur deutliche Anklänge an Rainbow und Deep Purple zu hören bekommt, „Call her Princess“ liefert zusätzlich Passagen, die bruchlos zu Blackmores Night passen würden. Offenbar schaut Pell seinem Prä-Ego auch heute noch interessiert auf die Finger. Hoffentlich für die Zukunft nicht zu viel, sonst verlieren wir noch den einzigen derzeit real existierenden Ritchie Blackmore, der beim Rock Hard Festival wieder einmal genial dabei war und von seinen Sidekicks grandios unterstützt wurde.
Über Legenden, oder Beinahe-Legenden wie Terrana und Doernberg, braucht man eh keine Worte mehr verlieren. Und der derzeitige Shouter Johnny Gioeli wirkt zwar stimmlich und vor allem von seinem Gepose her gelegentlich etwas überzogen, ist aber alles andere als ein Ausfall.

Sollte Live over Europe von daher als DVD mit Bonus-DVD erscheinen, gibt es eine klare Kaufempfehlung. Auf dem zweiten Silberling ist reichlich mehr Live-Material, als auf der eigentlichen DVD. So kann man Pell an verschiedenen Locations, u.a. mehreren Festivals, in Aktion erleben, bekommt - trotz einer ganzen Reihe von Doubletten - noch eine Reihe weiterer Songs in Live-Versionen; u.a. gibt es ein Akustikset vom 30. September 2006 aus der Zeche in Bochum, bei dem zwei Akustik-Gitarren eine E-Gitarre (Pell), Vocals und eine Bongo-Trommel ausreichen müssen, um zwei Pell-Songs in ein neues Gewand zu kleiden.

Das gibt erheblich mehr Sinn als das übliche Bonus-Zeugs aus den Umkleideräumen. Angesichts des oft wirklich nur Bootleg-mäßigen Sounds und etlichen Auftritten, die schlicht und ergreifend mit nur einer Standkamera vom Mischpult aus mitgeschnitten wurden, darf diese zweite DVD aber wirklich nur als Bonus gewertet werden. Für eine Doppel-DVD wäre die zweite CD schlicht, billige Abzocke.
Ihr wisst also, wie viel Ihr für das Teil auf den Tresen legen dürft.

Norbert von Fransecky