Reviews
The Boy Bands have won, and all the Copyists and the Tribute Bands and the TV Talent Show Producers have won, if we allow our Culture to be shaped by Mimicry, wether from Lack of Ideas or from exaggerated Respect. You should never try to freeze Culture...
Info
Musikrichtung:
British Folk Pop
VÖ: 17.03.2008 (Westpark / Indigo) Gesamtspielzeit: 49:32 Internet: http://www.chumba.com |
Wer vor allem „Tubthumping“, den wohl größten Hit Chumbawambas im Ohr hat, muss sich umstellen. Darauf weist das Promoblatt ebenso hin, wie auf den „längsten Plattentitel der Musikgeschichte“. Bestehend aus 156 Worten handelt es sich eher um ein kulturphilosophisches Manifest, als einen simplen Albumtitel. Da der auch unser Redaktionstool überfordert (s. Kopf der Review und Inhaltsverzeichnis) sei er hier noch einmal im vollen Wortlaut dargestellt:
The Boy Bands have won, and all the Copyists and the Tribute Bands and the TV Talent Show Producers have won, if we allow our Culture to be shaped by Mimicry, wether from Lack of Ideas or from exaggerated Respect. You should never try to freeze Culture. What you can do is recycle that Culture. Take your older Brother’s Hand-me-down Jacket and re-style it, re-fashion it to the Point where it becomes your own. But don’t just regurgitate creative History, or hold Art and Music and Literature as fixed, untouchable and kept under Glass. The People who try to `guard´ any particular Form of Music are, like the Copyists and manufactured Bands, doing it the worst Disservice, because the only Thing that you can do to Music that will damage it is not change it, not make it your own. Because than it dies, then it’s over, then it’s done, and the Boy Bands have won.
Und so haben auch Chumbawamba geklaut, ge-re-stylt und ge-re-fashiont. Aus dem Schrank des großen Bruders haben sie The Smiths geholt, Charlie Dore und die Housemartins und auch einiges, was wohl der große Bruder schon aufgetragen hatte, von Cat Stevens über John Denver bis Kurt Weill. Das Ganze soll in der Philosophie der Band aber nicht einfach wiederholt, sondern neu angeeignet werden. Als Katalysator oder Leinwand benutzen Chumbawamba dazu britischen (keinen trendigen irischen oder schottischen) Folk und landen bei einer echt britischen Eleganz und einer verhaltenen, in sich ruhenden Fröhlichkeit.
Ein Überraschungshit wie „Tubthumping“ dürfte auf The Boy Bands have won - so der auch offizielle Kurztitel - kaum enthalten sein. Insgesamt ist das Album sehr ruhig. Die Instrumente werden dezent eingesetzt. Acapella-Stücke sind keine Seltenheit. Nur gelegentlich wird der Rhythmus etwas verstärkt. Ein Tanz-Album ist The Boy Bands have won bei allem Folk-Gehalt eindeutig nicht geworden. Beim Gesang dominiert die weibliche Stimme von Jude Abbot, die oft sehr verhalten, karg und transparent, aber fast immer wunderschön klingt, selbst dann, wenn sie zum Text passend leiden muss. (Letzteres muss mit Vorsicht gesagt werden. Die Promoabteilung lobt die gehaltvollen texte zwar im Waschzettel, hält sie aber wohl nicht für so relevant, dass sie sie der CD beigelegt hätte.
Auf die drei etwas muntereren Ausreißer sei noch kurz hingewiesen.
Da ist zum eine das wunderschöne „Add me“, folkig mit einem herrlichen Klarinettensolo, das auch soundmäßig in die 20er Jahre versetzt. Der an „Ask“ von den Smiths erinnernde Titel scheint mir die logische Single-Auskopplung aus dem Album zu sein - wenn es denn so was geben sollte.
Dann gibt es da noch „El Fusilado“, das acapella mit wechselnden Stimmen und sich steigerndem rhythmischen Klatschen auskommt, um zu einer der mitreißendsten Nummer des Album zu werden.
Last not least, das Traditional „Charlie”, eine richtig flotte, tanzbare Folk-Nummer, eine von nur drei Fremdkompositionen auf dem Album.
Trackliste
1 | Add me | 3:27 |
2 | Words can save us | 1:52 |
3 | Hull or Hell | 3:31 |
4 | El Fusilado | 2:32 |
5 | Unpindownable | 1:22 |
6 | I wish that they'd sack me | 4:10 |
7 | Word Bomber | 2:13 |
8 | All Fur Coat & no Knickers | 2:12 |
9 | Fine Line | 0:39 |
10 | Lord Bateman's Motorbike | 3:34 |
11 | A fine Career | 0:47 |
12 | To a little Radio | 1:08 |
13 | (Words flew) right around the World | 2:15 |
14 | Sing about Love | 1:39 |
15 | Bury me deep | 1:37 |
16 | You watched me dance | 0:58 |
17 | Compliments of your Waitress | 2:43 |
18 | Rip RP | 1:26 |
19 | Charlie | 2:12 |
20 | The Ogre | 0:53 |
21 | Refugee | 2:42 |
22 | Same old same Old | 0:59 |
23 | Waiting for the Bus | 2:44 |
24 | What we want | 0:47 |
Besetzung
Lou Watts (Voc, Perc)
Boff Whalley (Voc, Ukulele)
Jude Abbott (Voc, Brass)
Phil “Ron” Moody (Voc, Akkordeon)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |