····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Messiaen – Jolivet – Daniel-Lesur (Simonpetri)

Polyphonies “Jeune France”


Info

Musikrichtung: Neue Musik Vokal

VÖ: 01.03.2008

Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2006) / Best. Nr. Alpha 112

Gesamtspielzeit: 58:24

Internet:

Sequenza 9.3

VOKALEROTIK

Olivier Messiaen, André Jolivet und Jean-Yves Daniel-Lesur sind drei Vertreter der 1935 in Frankreich gegründeten Gruppe Jeune France, zu der noch Yves Baudrier gehörte. Eine gemeinsame Ästhetik gab es nicht. Einig war man sich nur in dem Ziel, dem als steril empfundenen Neoklassizismus à la Stravinsky und Poulenc eine vitale, ausdrucksvolle und spirituelle Musik entgegenzusetzen. Die drei aufgenommenen Werke entsprechen diesem Ideal auf jeweils originelle Weise. Gemeinsam ist ihnen der unterschiedlichste Stimmtechniken souverän vereinende Vokalsatz. Neben konventionellem Gesang gibt es auch konsonantisches rhythmisches Skandieren, harmonisches Summen, Flüstern und lautmalerische Effekte zu entdecken. In jedem Fall ist das Ergebnis ein Fest für die Ohren.
Daniel-Lesurs aus biblischen und liturgischen Quellen schöpfende Hoheliedvertonung Le Cantique des Cantiques ist ein religiöses Werk für den Konzertsaal. In der weit ausschwingenden Musik verschmelzen Immanentes und Transzendentes zu einer untrennbaren Einheit. Ebenso suchen Messiaens Cinque Rechants in der körperlichen Liebe die geistige, alles Irdische überschreitende Erfahrung. Der zugrunde liegende selbstverfasste Text mischt Französisch, Pseudo-Sanskrit und -Quechua unter musikalischen Gesichtspunkten zu einer exotischen Melange.
Eher pantheistisch inspiriert zeigt sich dagegen Jolivets schwelgerisches Epithalame, das der Komponist seiner Frau als Liebeserklärung zum 20. Hochzeitstag widmete. Dass die Stimmen instrumental geführt werden und ein im Titel ausdrücklich erwähntes „Orchestre vocal“ bilden, hat er mit den beiden anderen Komponisten gemeinsam, ebenso den sehr hohen technischen Anspruch.

Zügige Tempi, individuelle Stimmfarben und ein expressiver Einsatz des Vibratos kennzeichnen den Vortrag des zwölf Sängerinnen und Sänger umfassenden Vokalensembles Sequenza 9.3. Angesichts der von unverhohlener Sinnlichkeit und Erotik strotzenden Kompositionen ist dieser Ansatz durchaus konsequent. Erwartungsvoll verhalten, erregt stampfend, dann wieder wonnevoll schaudernd, verzückt jauchzend und schließlich wollüstig bis hin zum zwölftönig formulierten orgiastischen Schrei tönt es hier. Ob man der offenen, zugespitzten Darbietung von Sequenza 9.3 gegenüber dem vorherrschenden, auf Homogenität und Klangreinheit abzielenden Chorideal den Vorzug gibt, bleibt freilich Geschmacksache. Spannend ist die Kopplung der drei selten aufgenommenen Werke in dieser Einspielung allemal.



Georg Henkel

Trackliste

01-07 Daniel-Lesur: „Le cantique des cantiques“ (1952)
08-12 Messiaen: Cinque Rechants (1949)
13-15 Jolivet: Epithalame (1953)

Besetzung

Sequenza 9.3

Ltg. Catherine Simonpetri
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger