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Symphonien Vol. 2
Info
Musikrichtung:
Frühklassik
VÖ: 20.02.2008 cpo / jpc (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. cpo 777 112-2) Gesamtspielzeit: 54:22 Internet: Stuttgarter Kammerorchester cpo |
NACHSCHLAG
Vor rund 10 Jahren präsentierte das Label cpo erstmals eine Produktion (L´Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg, cpo 1999) mit äusserst farbigen Symphonien des Wiener Komponisten Georg Christoph Wagenseil (1715-1777). Nun folgt Teil 2, den man mit Blick auf die Qualität des ersten Teil durchaus gespannt erwarten durfte.
Wiederum zeigt Wagenseil - einen Schüler des grossen Barockmeister J.J. Fux - sich als führender Vertreter der Frühklassik, jedoch mit einem von der Mannheimer Schule verschiedenen Stil, welcher zwar ebenfalls Elemente des Sturm und Drang beinhaltet, in der Themenfindung aber eher volkstümlich und in der Umsetzung an italienischen Vorbildern orientiert ist. Bemerkenswert ist Wagenseils Einfallreichtum, der es ihm ermöglicht, in den kontraststarken Ecksätzen geradezu ein Feuerwerk der Ideen und kuriosen Wendungen abzubrennen. Teils schon romantisch versonnen muten hingegen die langsamen, elegischen Mittelsätze an. Obschon die Symphonien Wagenseils Spätwerk zuzurechnen sind und wohl überwiegend ab der Mitte der 1750er Jahre entstanden, wirkt dieses Ideenfeuerwerk allerdings häufig noch als reiner Modegag. Der Komponist begnügt sich damit, die Vielfalt der neuen Ausdrucksmöglichkeiten vorzuführen, die Werke rokokohaft auszustaffieren, verzichtet aber darauf, die Themen ernsthaft durchzuführen oder dem jeweiligen Thema des Satzes ein ergänzendes zweites Thema zur Seite zu stellen. Das Prinzip der Reihung und schließlich der Wiederholung (Reprise) ist hier noch in Reinform zu erleben.
Das tut an sich der Kurzweiligkeit und Unterhaltsamkeit der überschaubaren Symphonien keinen Abbruch. Allerdings reicht das Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung von Johannes Goritzki mit seinem sehr leichten Ansatz nicht an das maßstabsetzende Vorbild des L´Orfeo Barockorchesters heran. Die Musik wird zwar munter, aber doch recht harmlos präsentiert. Zu oft versäumt das Ensemble die Gelegenheit, durch kurze Pausen und Phrasierungen oder dynamische Abstufungen die Glanzlichter und originellen Bruch- bzw. Schnittstellen innerhalb der einzelnen Sätze herauszuarbeiten. Auch wer der Zuspitzungen, wie sie manche Originalklangensembles mittlerweile pflegen, überdrüssig ist, wird sich mit einer derart glatten Interpretation kaum zufrieden geben.
So mag man zwar einem dritten Teil gerne entgegensehen, möchte sich aber wünschen, dass dieser wieder den Interpreten der ersten Folge anvertraut wird.
Sven Kerkhoff
Trackliste
4-6 Symphonie F-Dur, WV 398 06:33
7-9 Symphonie D-Dur, WV 374 11:09
10-12 Symphonie a 6 A-Dur, WV 432 08:55
13-15 Symphonie E-Dur, WV 393 11:21
16-18 Symphonie A-Dur, WV 421 06:20
Besetzung
Ltg. Johannes Goritzki
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |