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... one of those days
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Country "made in Germany" leidet seit vielen Jahren an seinem verstaubten Image, seiner unattraktiven Nähe zur Schlager- und sogar Volksmusik und der Vielzahl äußerst simpel gestrickter Truckersongs. Viele Countryfans ignorieren in Deutschland produzierte Countrymusik, da sie qualitativ zu weit vom amerikanischen Niveau des New Country entfernt ist. Doch es gibt noch ein paar Lichtstrahlen in diesem Dunkel, und einer davon ist Jill Morris.
...one of those days ist ein Unplugged-Album der sanften Töne, gefüllt mit einer Vielzahl von Balladen, und lässt schon vom Titel her vermuten, dass es englisch-sprachig ist. Vielleicht vermittelt dies auch bereits die Nähe zur amerikanischen Spielart, aber das ist es nicht allein. Auch die Tatsache, dass Leute wie Dickey Lee, Kostas und Pat Alger für einige Texte und Melodien verantwortlich sind, trägt nur einen Baustein zur Reife diese Albums bei. Es ist die sparsame Instrumentierung mit Bass, Gitarren und Schlagzeug als Grundgerüst, gepaart mit der zarten Stimme von Jill Morris, die dieses Album auszeichnet. Das Zusammenspiel der stets dezent eingesetzten Instrumente, die trotzdem keinen Einsatz und keine Nuance vermissen lassen, und eine Stimme, die, besonders wenn sie ihren eigenen mehrstimmigen Background liefert, an die großen Country-Ladies wie Dolly Parton, Emmylou Harris oder Martina McBride anschließt, zeugt von internationalem Niveau.
Im einzelnen:
Bereits der Opener und Namensgeber des zwölf Songs enthaltenden Albums, "This is not one of those days" überrascht durch seine sparsame Instrumentierung, denn außer dem kaum hörbaren Schlagzeug liefert die vom Produzentenduo Thomm Jutz und Ehemann Anders Forstmann gespielten Gitarren den einzigen Hintergrund für die Stimme von Jill Morris, und das Schöne ist: man vermisst nichts.
"In a heartbeat" braucht nicht viel mehr an Instrumenten, swingt jedoch erheblich mehr und erinnert in den mehrstimmigen Passagen - positiv gemeint - ein wenig an "Mr. Sandman". Ebenfalls grooviger kommt "Dancing for no reason at all" daher mit den Drums in front und einer lediglich gezupften Gitarre.
Aus dem Musical "Grease" - gesungen von Sandra Dee -hätte der Song "Shattered" stammen können, denn er erinnert an die Rock´n´Roll-Balladen der 50er und 60er und erzeugt schon rein musikalisch das obligatorische Teenager-Sehnsuchts-Gefühl mit dem bekannten Schuss Traurigkeit. Gesangliche Ähnlichkeit mit Martina McBride offenbart Jill Morris bei "Why did we only touch", das ihr die Möglichkeit gibt, in den fein colorierten Phasen ihre Stimme dezent und dennoch tragend einzusetzen. Ein Titel, den man auch in den amerikanischen Country-Charts gerne mal ganz oben hören würde.
Ein Duett ist ebenfalls auf ... one of those days enthalten. Den Gesang bei "For everyone with a broken heart" - übrigens das bereits erwähnte Pat Alger-Produkt - teilt sie sich beim Refrain mit ihrem Co-Produzenten Thomm Jutz. Mit "What a memory you´ll make", "Pocket change" und "They asked about you" werden die Country-Roots aufgesucht, denn unweigerlich zieht man Parallelen zu den "Honkytonk Angels" Loretta Lynn, Dolly Parton und Tammy Wynette, und wenn an eine CD der Ladies daraufhin auflegt, muss man eingestehen: Besser sind die auch nicht!
Geschlossen wird das Album mit "When I dream", einem sehr langsamen und ruhigen Song mit Lagerfeuer-Instrumentierung, also lediglich Gitarre und Harmonica. Dass man mit so geringem Aufwand einen derart runden Song auf die Beine stellen kann, ist beneidenswert und bildet einen gelungenen Schlusspunkt für diese hochwertige CD.
Resümee:
Es muss also wohl an der für den deutschsprachigen Bereich absolut ungewöhnlichen "Country-Stimme" von Jill Morris liegen, die diese CD so authentisch erscheinen lässt. Hinzu kommt das echte und gewachsene Countryfeeling der Sängerin, ohne das man an ein derartiges Songmaterial nicht herangehen darf. Und wenn ein genre-erfahrenes Produzenten-Team dieses Feeling ebenfalls besitzt (über country-unerfahrene Produzenten wissen z.B. die Bellamy Brothers so einige Liedchen Richtung Ralph Siegel zu singen), gehört nur noch der Mut des Weglassens dazu, der alle Songs dieser CD vor überladenen Arrangements bewahrte und sach- und fachgerechte Begleitung erzeugte, die der hervorragenden Stimme von Jill Morris ausreichend Luft zur vollen Entfaltung ließ.
... one of those days ist ein - sogar nach internationalen Ansprüchen - absolut gelungenes Album, das man am besten mit einem Glas Rotwein vorm Kamin genießen sollte, um den Alltagsstress vor die Tür zu schicken. Aber auch zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort ist es absolut hörenswert. Herzlichen Glückwunsch, Jill!
Lothar Heising
Trackliste
1 | This is not one of those days |
2 | In a heartbeat |
3 | Shattered |
4 | Dancin´ for no reason at all |
5 | Why did we only touch |
6 | For everyone with a broken heart |
7 | What a memory you´ll make |
8 | Pocket change |
9 | They asked about you |
10 | Blues at bay |
11 | Me and this heartache of mine |
12 | When I dream |
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |