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Reviews

Brainstorm

A day before tomorrow


Info

Musikrichtung: Alternative Rock / Pop

VÖ: 06.10.2003

(Microphone Records / Capitol)

Gesamtspielzeit: 48:18

Internet:

www.brainstorm.lv

Es liegt etwas in der Luft

Wer Lettland als den Nabel der Rock - und Popmusik bezeichnen würde, der hätte die Lacher auf seiner Seite und vermutlich eine Gratisuntersuchung auf seinen Geisteszustand sicher. Schließlich erhebt der Westen den ganz klaren Anspruch auf die Spitzenposition im musikalischen Unterhaltungssektor.

Drehen wir die Zeit doch mal ins Jahr 2000 zurück. Beim damaligen Grand Prix Eurovision de la Chanson stand eine Band auf der Bühne, die sich BrainStorm nannte, für Lettland antrat und eine so herzerfrischende Performance hinlegte, dass der über Jahre angesammelte Staub dieser Veranstaltung regelrecht weg gefegt wurde. Die internationale Presse jubelte und auch die Größen des Musikbusiness wurden auf die fünf Jungs aus dem Osten aufmerksam. Sie durften sogar als Vorgruppe der Herren Richards und Jagger aufspielen.

Gute Voraussetzungen für die Letten, die in ihrer Heimat und in anderen osteuropäischen Staaten schon seit vielen Jahren absolute Superstars sind. Nun sollte also der Westen erobert werden. Dazu holten sie Alex Silva (Grönemeyer) und Steve Lyon (Depeche Mode) als Produzenten mit ins Boot und ließen sich von keinem Geringeren als Anton Corbijn fotografieren. Das Ergebnis liegt nun vor, zwölf Songs haben Muminsh (Bass), Johny U White (Gitarre), Nick Rogue (Drums, Akkordeon), Reynard Cowper (Gesang) und Mike Minolta (Keyboards, Piano) auf A day before tomorrow gepackt.

Der erste Titel "Tonight we’ll dance" startet zunächst mit melodischen Keyboardklängen und Reynard Cowpers einprägsamer Stimme, kurz bevor man aber völlig eingelullt ist, geht das Stück ab wie Zunder, da krachen die Gitarren und die Hüften bewegen sich völlig selbstständig. Zuckersüß mit Streichern untermalt kommt dagegen "Passion" daher. Den Refrain bekommt man bereits nach einmaligem Hören nicht mehr aus den Ohren. Ein wenig britisch angehaucht ist die erste Singleauskopplung "Colder", die sich wahrlich nicht vor den Großen verstecken muss.

Alles in allem zeichnen sich BrainStorm durch ein enormes Gefühl für harmonische Melodien aus und über allem schwebt die Stimme von Cowper, die manchmal an Morten Harket von A-HA erinnert. Wie in der Gänsehaut-Ballade "Reality Show", in der er ein Duett mit der lettischen Sängerin Linda Leen singt - mehr Gefühl geht eigentlich nicht mehr. Ganz anders geht’s im Titelsong zu, da schrammelt das Akkordeon lustig vor sich hin und schon pfeift man gut gelaunt mit. "Animals like me" zeigt wieder eine andere Seite der Band.

Der Song ist gitarrenlastig und rockt ordentlich im alternativen Lager. Freunde der Weltmusik kommen dagegen bei "Gala Komma" voll auf ihre Kosten, da trommelt es kräftig - Afrika lässt grüßen.

Einseitigkeit kann man BrainStorm nun wirklich nicht vorwerfen. So gut dieses Werk auch gelungen ist, es lohnt sich die Jungs einmal in ihrer Muttersprache zu hören. Ein wenig von der baltischen Seele ist nämlich, bei der sehr an den westlichen Geschmack angepassten Produktion, verloren gegangen.

Trotzdem haben die fünf Letten, dem sonst so kalten und rauen Ostwind, ordentlich Wärme verpasst und sein Pfeifen hört sich auch schon viel melodischer an.



Jutta Hinderer

Trackliste

1Tonight we’ll dance3:59
2Passion3:20
3Colder3:51
4Reality Show4:08
5My Daddy is talking to me3:42
6A day before tomorrow3:38
7For a better life4:41
8Cinema3:33
9Animals like me3:43
10Fairytales4:24
11Gala Komma4:55
12Spacemuminsh4:24
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So bewerten wir:

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19 bis 20 Überflieger