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Wallin, R. (Van Zweden u. a.)

ACT

Info Musikrichtung: Neue Musik Orchester VÖ: 01.11.2007 Ondine / Note 1 CD (AD DDD 2006) / Best. Nr. ODE 1118-2 Gesamtspielzeit: 60:28

Rolf Wallin, geboren 1957 in Schweden, schreibt eine moderne, dabei unmittelbar sprechende und sinnliche, oft packende Musik. Verstand und Intuition halten sich glücklich die Waage, was bei zeitgenössischer Musik keine Selbstverständlichkeit ist.
Postmoderne Gemeinplätze, sozusagen die Weichmacher für den harten Avantgarde-Stoff, spart Wallin sich jedoch. Aber in esoterische und spröde Klangsphären hat er sich auch nicht zurückgezogen, selbst wenn er sich von den fraktalen Wucherungen der Chaostheorie und computergenerierten Modulen fasziniert zeigt.
ACT ist ein gutes Beispiel für Wallins sich zwischen Kalkül und Ekstase auslebenden Klangsinn. Die Musik ist dem Orchester auf den Klangkörper geschrieben, spielt mit seinen Möglichkeiten, lotet in der Vereinigung aller Kräfte seine Grenzen aus. Der noch verhaltene Beginn mit seinen nervös flirrenden Schlagzeug- und Holzbläserfiguren steigert sich im Zuge einer orchestralen Kettenreaktion nach und nach zu einer Folge furioser, blech- und schlagzeuggepanzerter Schläge. Die gespannte athletische Kraft, die in dem nackten Sportlerkörper auf dem Cover gebannt ist, entlädt sich in einem ebenso kraft- wie lustvollen Klangrausch. Am Ende denkt man an einen Riesen beim Hürdenlauf, und zwar über kleinere Berge hinweg.
Nach diesem fulminanten Auftakt wartet die vergleichsweise zarte Mozart-Hommage Das war schön! unter anderem mit messiaenartig stilisierten Vogelgesängen, avantgardistisch verwandelten Mozartthemen und delikaten Schlagzeugsoli aus, die hier der junge österreichische Multipercussionist Martin Grubinger mit Bravour bestreitet. Vor allem der 3. Teil, eine spacige „Glasharmonika“-Vision, ist ein Fest für die Ohren. Das ist wirklich schön!
Eine gewichtige Rolle spielt das Schlagzeug auch beim finalen Tides, das die Dynamik von Ebbe und Flut in sich überlagernden orchestralen und perkussiven Steigerungskurven inszeniert. Das prominente Kroumata Percussion Ensemble tritt dabei gegen das Philharmonische Orchester Oslo an.
Wie bei den anderen Werken ist die Klangtechnik denkbar weiträumig, glasklar und plastisch.

Eine lohnende Entdeckung, die Lust auf weitere Stücke von Wallin macht!

Georg Henkel