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Clérambault – Lambert - Rameau u. a. (Auvity)

Orphée. Airs und Kantaten

Info Musikrichtung: Barock vokal VÖ: 01.11.2007 Zig-Zag-Territories / Note 1 CD (AD DDD 2006) / Best. Nr. ZZT071002 Gesamtspielzeit: 76:33

In seinen kurzen aufführungspraktischen Ausführungen zum Problem des haute-contre, des französischen Barock-Tenors, plädiert der Sänger Cyril Auvity für eine Homogenisierung von hoher Kopf- und tiefer Bruststimme. Haute-contres seien keine reinen Falsettisten. Da einige Partien hoch, andere hingegen tiefer lägen, biete sich die Falsett- und Brustregister verbindende voix mixte, die gemischte Mittelstimme an. Diese Lösung kommt inzwischen bei den meisten Aufführungen französischer Barockmusik zur Anwendung; Ausnahmen wie der Altist Gerard Lesne bestätigen die Regel.

Auvity, der hier nach einer ganzen Reihe von Ensemble-Aufnahmen sein erstes Soloalbum vorlegt, verfügt über eine sehr klare, kühle und bewegliche Stimme. Sein Talent hat er bis dato auf einer Reihe von Aufnahmen mit vornehmlich früh- und hochbarocken Repertoire aus Italien und Frankreich gezeigt. Der Durchbruch kam 2002 mit der Rolle des Telemach in Monteverdis „Ritorno d’Ulisse in patria“ unter William Christie.
Das wohlklingende, schlackenlose Timbre wirkt in seiner ausgewogenen Farbigkeit fast schon wieder neutral. Die Deklamation ist luzide und in Ausdruck und Verzierungen geschmackvoll. Weniger ein bewegender, dafür aber ein eleganter Orpheus. Bei den selten gespielten, mal ergreifend schlichten, dann wieder aufreizend preziösen Airs und Kantaten französischer Barockmeister, darunter Cléranbault, Rameau und Lambert, besticht Auvitys sensible, unmanirierte Gestaltung bei der klangverschärften Attacke ebenso wie bei der empfindsamen Beschwörung von Liebesleid, Sinnlichkeit und diskreter Erotik. Neben Paul Agnew, Jean-Paul Fouchécourt und Mark Padmore ist dieser Sänger dabei, sich als vierter bedeutender Barocktenor für das französische Repertoire einen Namen zu machen.
Das von Auvity gegründete Ensemble L’Yriade begleitet kultiviert und lockert mit einsätzigen Interludien aus Couperins 9. concert royal die vokalen Darbietungen auf.

Georg Henkel