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Canti E Danze Alle Corte Estense
Info
Musikrichtung:
Renaissance / Tanz
VÖ: 10.2003 (Tactus / Klassik Center Kassel) Gesamtspielzeit: 52.02 Internet: Tactus |
RENAISSANCE-PARTY
In der Renaissance emanzipierte sich die weltliche Musik zunehmend von der geistlichen. Komponisten arbeiteten nicht mehr nur für kirchliche, sondern auch für weltliche Auftraggeber. Vor allem die prosperierenden Höfe leisteten sich maestri di ballare - Tanzmeister, die die Musik des Volkes für den gehobenen fürstlichen Bedarf veredelten - natürlich nicht zu sehr, immerhin wollte man sich damit bei den zahlreichen Festivitäten gut unterhalten wissen.
Unterhaltsam ist auch der Querschnitt, den das Ensemble La Rossignol hier präsentiert. Hinter dem etwas akademisch anmutenden Titel der Aufnahme verbirgt sich ein abwechslungreicher Digest durch das gängige Repertoire an Tänzen und Liedern, wie es im 15. Jahrhundert am Hof von Este, einer kleinen Herrschaft in Norditalien, gepflegt wurde. Neben Werken anonymer Meister werden Kompositionen zu Gehör gebracht, deren Urheber man sonst nur noch in mehrbändigen Lexika findet: Guglielmo Ebreo, Pierre Attaignant, Marcantonio Del Pifaro ...
Auch das Instrumentarium mutet recht exotisch an: Fiedel, Schreyerpfeifen, Bombarde, Cister ...
Unter der Leitung (und Mitwirkung) von Domenico Barronio sorgen die Musiker/innen von La Rossignol dafür, dass diese 600 Jahre alten Kompositionen erstaunlich modern anmuten. Das "Orchester" ähnelt mit seiner bunten, kammermusikalischen Zusammensetzung und dem markanten Klang sowieso mehr einer heutigen U-Musik-Band. Musiziert wird rhythmisch und in unterschiedlichen Kombinationen, wobei das Ensemble kräftige, kontrastierende Farben bevorzugt. Dieser "Spaltklang" ist typisch für die Musik der Renaissance. Allerdings hat man ihn auch schon virtuoser und geschmeidiger gehört. Manches erinnert dann doch ein wenig an die pittoresken Gaukler-Klänge auf den beliebten "Mittelaltermärkten". So gesehen klingt es ehrlich, archaisch, mitunter auch urig, aber nicht eben höfisch oder elegant. Dies gilt auch für die intensive, obertonreiche Stimme des Altisten Roberto Quintarelli, die zwar zum Klang der Instrumente passt, doch auf Dauer zu monoton klingt - und für unbedarfte Hörer gewiss gewöhnungsbedüfrtig ist.
Georg Henkel
Trackliste
Guglielmo Ebreo
Peirre Attaignant
Domenico da Piacenza
Van Ghizighem
Giovanni Ambrosio
Antonio Capriolo da F. Bossinensis
Marcantonio Del Pifaro
Frate Gerardo
Pierre Phalèse
Joanambrosius Dalza
Besetzung
ROBERTO QUINTARELLI, contraltista
ERICA SCHERL, Fiedel, Schlagzeug
MATTEO PAGLIARI, Blockflöten, Traversflöten, Schreyerpfeifen, Bombarda
LUCIO TESTI, Bombarde, Ciaramelli, Schreyerpfeifen, Krumhorn
FEDELE STUCCHI, Renaissance-Posaune<br>
CLAUDIO DEMICHELI, Spinett, Cornamusa, Ghironda, Schlagzeug
DOMENICO BARONIO, Laute, Cister, Chitarrone u. Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |