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Reviews

Tomkins, Th. (Fretwork)

Above The Starrs


Info

Musikrichtung: Gambenconsort

VÖ: 01.09.2003

Harmonia Mundi / Helikon (CD DDD / AD 2002 / Best. Nr. HMU 907320)

Gesamtspielzeit: 72:57

Internet:

Fretwork

Für Kammer und Kapelle

Begabung ist vielleicht eine wesentliche Voraussetzung zum Erfolg (wenngleich gewisse Superstarshows heutzutage dagegen sprechen mögen ...), aber noch keine Garantie. So gelang es beispielsweis Thomas Tomkins (1572-1656) trotz seiner unüberhörbaren Fähigkeiten als Komponist nicht, eines der respektablen und lukrativen Ämter am englischen Hof in London zu bekommen. Er blieb statt dessen Worchester, seiner provinziellen Heimat im Südwesten Englands, treu, wo er als Organist tätig war.

Seiner Schaffenfreude tat das keinen Abbruch, auch nicht der allgemeinen Beliebtheit seiner Musik, sei es für die Kirche oder für das häusliche Musizieren.

Zusammen mit einer erlesenen Sängerschar aus der Alte-Musik-Szene Großbritanniens hat sich das renommierte Gambenensemble Fretwork daran gemacht, Tomkins Instrumental- und Vokalmusik ein würdiges Denkmal zu setzen. Der Komponist interessierte sich weniger für gängige Trends in der zeitgenössischen Tanzmusik, die auf Unmittelbarkeit aus war, sondern bevorzugte die kompliziertere Mehrstimmigkeit, z. B. in Form von kanonischen Stimmführungen. Daraus wird bei ihm freilich kein akademisches Lehrstück, sondern dichte, ausdrucksgeladene, poetische Musik. Insbesondere in den sechsstimmigen Pavanen, Galliarden und Fantasien konnte er seine musikalische Phantasie entfalten. Die "edle Melancholie", die da zu Gehör gebracht wird, traf damals genau den Zeitgeschmack.

Bei den Instrumentalstücken bestechen die sechs Musiker/innen von Fretwork nicht nur durch lupenreine Intonation, sondern durch einen klar fokussierten Ton und eine dynamische Phrasierung, durch die das Stimmgeflecht optimal durchhörbar wird - ohne daß der eigentümliche Reiz der Gamben mit ihrem erdfarbenen, näselnden Klang darüber verloren ginge. Der Ausdruck wirkt nirgendwo forciert, die Musik entfaltet sich ganz natürlich. Das strahlt große Ruhe und Konzentration aus, die sich auch auf den Hörer überträgt.

Ein Gewinn ist dieser Ansatz allemal dann, wenn noch Singstimmen dazukommen. Das hier versammelte Vokal-Sextett fügt sich fabelhaft ein, auch die solistisch hervortretenden Sänger/innen bleiben immer Teil des Ensembles. Gleich das eröffnende Verse Anthem "O Lord, lett me knowe myne end" gerät auf diese Weise sehr bewegend. Eine Seltenheit im protestantischen England ist sicherlich das abschließende emphatische Marienlob "Rejoice, rejoice and singe" - Thomkins läßt sich eben nicht so einfach festlegen. Die Interpreten tun alles, um seine Originalität zu bestätigen.



Georg Henkel

Trackliste

1O Lord, lett me knowe my end7:03
2Fantasia3:28
3Pavan3:24
4Galliard1:33
5Fantasia2:26
6In Nomine2:10
7Ut re mi fa sol la6:41
8Sing unto god6:10
9Pavan3:14
10Alman1:21
11Above the starrs my saviour dewlls3:56
12Fantasia2:37
13Pavan4:43
14Woe is me3:12
15In Nomine2:28
16Fantasia2:50
17Thou art my king4:13
18Fantasia2:04
19Fantasia3:32
20Rejoice, rejoice and singe5:52

Besetzung

Emma Kirkby (Sopran)
Catherine King (Alt)
Charles Daniels (Tenor)
Donald Craig (Bariton)
Richard Wistreich, Jonathan Arnod (Baß)

Ensemble Fretwork (Gamben):
Richard Boothby
Richard Campbell
Wendy Gillespie
Julia Hodgson
William Hunt
Susanna Pell
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