Reviews
Bulgarian Soul
Info
Musikrichtung:
Crossover
VÖ: 20.10.2003 (BMG Classics / BMG - Ariola) Gesamtspielzeit: 59:43 Internet: Vesselina Kasarova |
Edelkitsch
Der Klang ist hervorragend, die Solistin hält mit ihrer faszinierenden Stimme, was sie bislang in ihrem (klassischen) Metier versprochen hat, die Begleitung, sei es am Klavier oder im Orchester, ist tadellos, der Chor beeindruckt mit fremdartigen Klangfarben. Nur die Musik, die funktioniert nicht. Das heißt, sie funktioniert natürlich, aber sie löst nicht das ein, was uns die Solistin auf der Coverinnenseite in ihrer Einladung anbietet:
"Many people don't know my native land - I would like them to discover the Bulgarian soul."
Die bulgarische Seele entdecken - was immer das heißen mag. Gelingen soll das mit Hilfe von Volksliedsbearbeitungen. Bearbeitungen. Genau hier liegt das Problem. Ihrem Landsmann, dem Komponist Krassimir Kyurkchiyski, ist es gelungen, die Volksmusik durch seine Arrangements in touristische Folklore zu verwandeln: unterlegt mit wattig-sentimentalen Streicherklängen, angreichert mit Harmonisierungen aus dem Niemandsland zwischen Spätromantik und Pop, gepreßt in das Format von Klavierliedern und aufgeladen mit opernhaften Aplomb. Dazu tritt gelegentlich wegen der authentisch-archaischen Aura der unverzichtbare "Bulgarische Frauenchor". In der bulgarischen Volksmusik sind es allein die Frauen, die singen, während die Männer ausschließlich mit den Instrumenten begleiten. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch daran: Vor einigen Jahren gab es da schon einmal einen kurzen, heftigen Boom. Der wirklich faszinierende Gesang mit seinem eigentümlich kehligen, orientalisch anmutenden Klang schaffte es bis in die Charts. Hier nun sekundiert mit den Cosmic Voices ein vorzügliches Ensemble der wunderbaren Vesselina Kassarova. Ihr herrlich dunkles Timbre, die Fülle an Farben und die ergreifende Intensität des Ausdrucks habe ich vor kurzem noch in einer Produktion von Monteverdis "Ulisse" aus dem Züricher Opernhaus bewundern dürfen.
Auch in dieser Aufnahme gelingen ihr magische, beschwörende und ergreifende Momente, vor allem dann wenn sie fast unbegleitet singt und sich ganz zurücknimmt. Der ebenfalls zu hörende "Opernton" allerdings leistet an den originalen Volksweisen das gleiche wie Kyurkchiyskis Bearbeitungen: Statt uns die Musik in ihrer fremdartigen Schlichtheit näherzubrinen, macht er daraus Edelkitsch.
Georg Henkel
Trackliste
Besetzung
Ermila Schweizer-Sekulinova (Klavier)
Cosmic Voices from Bulgaria
"Sofia Soloists" Kammerorchester
Ltg. Tzanko Dimitrov Delibozov
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |