Reviews
What doesn’t kill you …
Info
Musikrichtung:
Rock
VÖ: 19.10.2007 (Evangeline/Soulfood) Gesamtspielzeit: 55:34 Internet: http://www.bluecheer.us |
Mit welchen Titeln wurden Blue Cheer in der Vergangenheit nicht schon alles überhäuft: Lauteste Band der Welt, Heavy Metal-Pioniere, Garage Rock-Mitbegründer, Psychedelic-Legende usw. Mit ihrem auf dem Debütalbum Vincebus eruptum zelebrierten harten Psychedelic Blues schlug die Band vor 40 Jahren eine regelrechte Schneise in das von Love & Peace geprägte San Francisco und konnte mit dem Eddie Cochran-Cover „Summertime blues“ sogar so etwas wie einen Hit landen. Kurze Zeit später wurde es allerdings immer ruhiger und Bands wie Grand Funk Railroad liefen ihnen trotz leichter Stilkorrekturen in Richtung Massentauglichkeit den Rang ab, bevor man Mitte der 70er mehr oder weniger in der Versenkung verschwand.
Einziger Verbleibender aus dieser Zeit ist Bassist und Sänger Dickie Peterson der nach wie vor die Fahne von Blue Cheer hochhält, auch wenn der mittlerweile in Köln ansässige Musiker die Band eigentlich vor acht Jahren auflöste. Aber nach all der Zeit scheint es den guten Mann (glücklicherweise) noch immer in den Fingern zu jucken. Und so überrascht er uns zusammen mit seinen alten Mitstreitern Andrew “Duck” MacDonald und Paul Whaley wie aus dem Nichts mit einem neuen Album namens What doesn’t kill you .... Und passender könnte der Titel gar nicht gewählt sein. Denn auf der CD präsentieret sich das Trio quicklebendig und nicht wie ein Verein scheintoter Zombiemucker.
Die Basis der Musik von Blue Cheer sind immer noch heavy und zugleich bluesige Gitarrenriffs, gepaart mit der rauchigen Stimme von Dickie Peterson. Das Ergebnis sind straighte Rocksongs die wahlweise mal mehr nach schmierigen Biker Rock, Acid Blues oder leicht abgehobener Psychedelic-Note schmecken. Mit „Young lions in paradise“ hat sich sogar eine relaxte Ballade mit Western-Atmosphäre auf die Platte geschlichen, welche anfangs ein wenig irritiert, aber für die nötige Abwechslung sorgt. Eines allerdings haben alle Songs gemeinsam: Das gewisse garagige Retrofeeling. Ganz im Stil der 70er wird auf What doesn’t kill you ... ausschweifend, mit viel Wah-Wah und oft auch Hendrix-like, soliert. Allerdings nie ohne den Blick für das Wesentliche und den Drive zu verlieren. Hier macht sich die jahrelange Erfahrung eben bemerkbar.
Für junge Hörer mit Vorliebe für aufgepumpte Plastiksounds müssen Blue Cheer heute mit ihrem reduzierten und natürlich belassenen Klaggerüst absolut anachronistisch wirken, denn ohne ein gewisses Faible für diesen Retrocharme wird man nicht viel Freude an dem Album haben. Doch alle anderen sollten gerne mal ein Ohr riskieren. Zwar ist What doesn’t kill you ... kein Überwerk, doch auf jeden Fall eine äußerst versierte, vitale und überraschend gute CD geworden. Sollte nicht komplett ungehört verhallen!
Mario Karl
Trackliste
1 | Rollin’ dem bones | 4:49 |
2 | Piece o’ the pie | 5:06 |
3 | Born under a bad sign | 3:38 |
4 | Gypsy rider | 4:54 |
5 | Young lions in paradise | 6:49 |
6 | I don’t know about you | 5:00 |
7 | I’m gonna get to you | 6:32 |
8 | I maladjusted child | 5:08 |
9 | Just a little bit (Redux) | 4:01 |
10 | No relief | 9:31 |
Besetzung
Andrew “Duck” MacDonald: Guitar, Vocals
Paul Whaley: Drums
Gäste:
Joe Hasselvander (Drums on 1, 2, 4, 5, 10)
Maria Merriman, Michelle Metz (Vocals on 5)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |