Reviews

Kutless

Live from Portland (CD & DVD)

Info Musikrichtung: Nu Metal / Modern Metal VÖ: 27.06.2007 (BEC / Gerth) Gesamtspielzeit: 63:10 Internet: http://www.kutless.com

Live from Portland enthält ein Kutless-Konzert, das in der Heiamtstadt der Band eingespielt wurde. Dabei ist die Tracklist von CD und DVD identisch. Die DVD enthält zusätzlich einige Backstagebilder mit mehr oder weniger originellem Gequatsche der Band, sowie das bereits von der spezial Edition des Albums Hearts of the Innocent bekannte Video zu „Shut me out“.

Auf der Bühne zeigt sich eine Band, die eindeutig dem musikalischen Gemisch dieses Jahrtausends entsprungen ist. Wenig extremer NuMetal verbindet sich mit modernem Rock und Alternativklängen zu einem ansprechenden Mix. Besonders in der amerikanischen Christenszene, zu der Kutless gehören, ist dieser Stil zurzeit extrem angesagt.
Dabei nimmt der Portland-Fünfer einen herausgehobenen Platz ein. Nicht ein Mal sinkt die Qualität so weit, dass sich auch nur die Vermutung andeutet, BEC Records hätten einen zweitklassigen Act gesignt, weil er ins missionarische Konzept passt.

Der atmosphärische Bogen spannt sich von ruhigen Balladen, die gar nichts Metallisches an sich haben („Strong Tower“), über die Worship-Nummer „Better is one Day“ mit ihrem „Holy, holy, holy“-Chor, rhythmische Rocker („Somewhere in the Sky“) bis hin zu dem derbem Riffing und Screaming von „Treason“.

Dabei gelingt es der Band eine heute selten gewordene Live-Präsenz zu zeigen, die Live from Portland durchaus konkurrenzfähig mit gelungenen Rock-Live-Alben der 70er Jahre macht. Die Band hat Biss und Präsenz. Frontmann Jon Micah Sumrall weiß mit dem Publikum zu kommunizieren. Seine Ansagen und Sprüche, sein Aufpitschen der Masse ist mit Fingerspitzengefühl dosiert - genug um die Fans mitzunehmen, nicht zu viel, um unangenehm zu wirken. Selbst die Kurzpredigten, missionarischen Aufrufe und Gebete sind authentisch wirkender Teil des Konzertes, die nicht aufgesetzt wirken, sondern der Band im Gegenteil zu Glaubwürdigkeit verhelfen.

Die DVD ist eine zwiespältige Angelegenheit. Auf der einen Seite gelingt es der Aufnahme immer wieder, die sich gegenseitig aufschaukelnde Energie von Band und Publikum einzufangen und noch deutlicher rüber zu bringen, als bei der Audio-Version.
Auf der anderen Seite nutzt der Schnitt immer wieder Aufnahmen von besonders schönen Sprüngen, Grätschen oder anderem Gepose und setzt sie so in Szene, dass sofort zu merken ist, dass hier aus dem reinen Konzertablauf ausgestiegen wird. Die Ästhetik wechselt vom Konzertmitschnitt zum Musikvideo - und das reißt den Betrachter aus dem Spannungsbogen des Konzertes heraus. Für mein Gefühl, ist der Gewinn, den die eingebauten Bilder bringen, damit zu teuer bezahlt.

Norbert von Fransecky