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A Tribute To Beethoven: Drum in the 9th Symphony
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Beethoven war (k)ein Schlagzeuger!
Die Idee klingt irgendwie schon ziemlich schräg - Rockbands, die klassische Werke mit Instrumenten der Popularmusik nachspielen, gibt es schon seit Jahrzehnten. Ein Schlagzeuger, der eine Aufnahme von Beethovens 9ter abspielt und darüber dann seine Drums spielt muss aber entweder große Langeweile haben oder vor Kreativität nur so strotzen.
Dabei ist es im Grunde ja ganz einleuchtend - schließlich stand dem Komponisten zu seiner Zeit ein Schlagzeug noch gar nicht zur Verfügung, da es erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen des Jazz-Booms "erfunden" wurde. Wer weiß, vielleicht hätte Beethoven ja ein Schlagzeug verwendet, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
Aber das nachträgliche Einsetzen eines neuen Instrumentes birgt eine beträchtliche Reihe von Schwierigkeiten, mit denen man wahrscheinlich ein Buch füllen könnte - hier seien nur einige genannt:
Das Schlagzeug ist das Rhythmusinstrument schlechthin, das heißt es gibt Tempo und Rhythmus an und dient den restlichen Musikern damit gleichermaßen als Orientierung wie es auch ihr Vorreiter ist. Da sich eine Tonbandaufnahme natürlich ungern von einem Schlagzeuger reinreden lässt befindet es sich hier in einer ganz und gar unnatürlichen Situation, muss sich nach den Tempowechseln der CD richten und alles in allem eben "hinterhereilen" anstatt anzuführen.
Weder im Orchester noch unter den Solisten gibt es in der neunten Sinfonie irgendein Instrument, dem Beethoven eine wirklich durchgehende Präsenz gegönnt hätte - sicherlich mit gutem Grund. Da Massimo Aiello sein Programm aber auch live spielt und sich wahrscheinlich ziemlich scheel anschauen lassen müsste, wenn er sich einfach mal 2 Minuten entspannt vor sein Instrument setzt und die CD einsam vor sich herdudeln lässt, spielt er wirklich ununterbrochen mit - ob es gerade reinpasst oder nicht.
Schließlich stellt sich noch die Frage: Wohin mit einem Schlagzeug in der Neunten Sinfonie? Naturgemäß gehört ein Schlagzeug nicht in den Mittelpunkt, ist dort geradezu deplatziert. Da es hier aber nun einmal im Mittelpunkt steht, ganz einfach aufgrund des Konzeptes der Platte, ist eine schwierige Gratwanderung vonnöten, die nur allzu oft im steinigen Tal endet.
Letztlich klingt das alles nicht unbedingt schlecht. Im ersten Satz des Werkes entsteht durch die Drums sogar ein fast schon rockiger Groove, der an die zahlreichen verrockten Tocatta-Versionen erinnert. Meistens "schummelt" sich Aiello aber mehr so durch und wirkt sehr bemüht, das hohe Maß an Dynamik und die zahlreichen Tempo- und Rhythmuswechsel durch eine Mischung aus Rock- und Jazzdrums nachzuvollziehen. Das Schafott schnappt aber spätestens beim völlig deplazierten achtminütigem Schlagzeugsolo mitten im vierten Satz zu - es fehlt nur noch ein leises Knacken, mit dem die Kassette mit der klassischen Aufnahme wieder gestartet wird und der Unsinn ist perfekt.
Keine sooo schlechte Idee, aber bitte....
Hendrik Stahl
Trackliste
02 2nd Movement 15:17
03a Present For Ludwig 1:39
03b 3rd Movement 14:29
04a 4th Movement 22:30
04b Melodic Drum Solo 7:50
04c Resto del Finale / Rest Of Final 1:43
Besetzung
Slovak Radio Symphony Orchestra (Walter Attanasi)
Slovak Philharmonik Chor (Jan Rozehnal)
Sopran: Nancy Gustafson
Alt: Marianna Kulikova
Tenor: Sergej Larin
Bass: Maurizio Muraro
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |