Reviews
Sideburner
Info
Musikrichtung:
Country
VÖ: 01.03.2007 (Hank Records) Gesamtspielzeit: 42:01 Internet: http://www.hankrecords.com http://www.dennisschuetze.de |
Hinter dem Titel Sideburner versteckt sich eine Produktion mit neu arrangierten Coverversionen von bekannten Country-Klassikern - soweit vielleicht noch nicht besonders spektakulär. Das interessante an diesem Werk ist jedoch, dass diese Scheibe den Stempel „Made in Germany“ trägt und das Debütwerk des im fränkischen Würzburg beheimateten Labels Hank Records darstellt.
Jetzt mögen eingefleischte Fans der amerikanischen Countrymusik bei den Worten „Made in Germany“ vielleicht die Nase rümpfen, zu oft schon fielen amerikanische Originale deutschen Produktionen zum Opfer, die dabei dann so hölzern, zwanghaft bemüht und ohne das richtige Gespür interpretiert wurden, dass einem einfach jeglicher Hörspaß vergangen ist. Es gibt aber auch durchaus rühmliche Ausnahmen bei denen es genau anders herum läuft, das beweisen hier die Musiker rund um den Würzburger Sänger und Gitarristen Dennis Schütze, der zudem auch noch als Produzent dieser CD tätig war.
Zum einen wurde hier Wert auf eine abwechslungsreiche Songauswahl gelegt, wobei man überwiegend Titel ausgesucht hat, die nicht auf jedem Sampler zu finden sind. Zum anderen wurden die Titel nicht einfach nur einfallslos 1:1 nachgespielt, sondern wurden frisch und transparent neu arrangiert, dazu klingen die Songs allesamt sehr locker, spielfreudig und sind geprägt von gekonnter Gitarrenarbeit. Zudem kann Dennis Schütze auch gesanglich überzeugen, denn er bringt die Titel einfach mit dem richtigen Feeling für diese Musik rüber, da wirkt nichts aufgesetzt. Man hat beim Hören von Sideburner also niemals den Eindruck, hier eine deutsche Countryproduktion vorliegen zu haben - kann man eigentlich noch ein größeres Kompliment verteilen?
Um noch ein paar Anspieltipps zu nennen, sei z.B. der Tom T. Hall-Titel „That’s how I got to Memphis“ erwähnt, mit dem in jüngerer Vergangenheit auch Deryl Dodd einen Hit landen konnte. Er zählt zu den schönsten Songs des Albums, ist von unaufdringlichem E-Gitarrensound geprägt, mit wunderbar locker fließenden Pianoklängen verfeinert und kommt insgesamt sehr gefühlsbetont rüber.
Für die Version von „Jackson“ konnte man als Duettpartnerin einen richtigen Knüller gewinnen. Die Rede ist von der Texanerin Sunny Sweeney, die Kennern der Texas-Music-Szene bereits bestens bekannt sein dürfte. Mittlerweile macht sie mit ihrem erfolgreichen Album Heartbreaker’s Hall Of Fame allerdings auch außerhalb ihres Heimatstaates von sich Reden. Ganz stark auch der temperamentvolle Country Rock’n’Roller „Guitar man“, der mit knackigen Drums, groovendem Akustikbass und fetzigen Gitarrenklängen richtig schön abgeht.
Zur musikalischen Unterstützung hat sich Dennis Schütze auch den Songwriter Markus Rill ins Boot geholt, der auf dem Album als Gitarrist und Sänger zu hören ist, wie etwa beim schwungvollen Chuck Berry-Titel „Brown eyed handsome man“, wo er mit markanter Stimme als Duettpartner im Einsatz ist.
Wunderbaren klassischen Pure Country Sound erwartet einen bei der gelungenen Version von „Kiss an angel good morning“ und gleich darauf lauert schon ein weiteres Schmankerl auf den Zuhörer. Es ist die Neuauflage des Dolly Parton-Hits „Jolene“, an dem sich ja schon viele mehr oder weniger erfolgreich versucht haben. Hier kommt allerdings eine sehr gelungene Interpretation zu Tage, nochmals ist hier Sunny Sweeney zu bewundern, die diesen Titel komplett eingesungen hat. Da passt einfach alles zusammen, das feine Arrangement - mit starker Gitarrenarbeit von Dennis Schütze und Markus Rill, unterstütz von Andreas Obieglos gefühlvoll weichem Pianospiel - dazu die charismatische, ausdrucksstarke Gesangsstimme von Sunny Sweeney. Eine ohne Zweifel hervorragende Aufnahme des Klassikers.
Viel Spaß machen auch die beiden energiegeladenen Jim Croce-Titel „Don’t mess around with Jim“ und „Speedball Tucker“ im Akustiksound, bei denen sich Dennis Schütze an der Akustikgitarre richtig schön austobt und mit starken Solis überzeugt.
Fazit:
Da soll noch mal einer sagen, man könne in Deutschland keine authentisch klingende Country Musik produzieren, dass es sehr wohl funktionieren kann, beweist as Album Sideburner. Die amerikanischen Klassiker wurden originell, bodenständig und voller Spielfreude neu arrangiert. Dazu brauchte es nicht viel mehr als Gitarren, Bass, Piano und Drums, wodurch die Songs schön transparent klingen und nicht mit unnötigem Schnickschnack aufgeblasen sind. Eine musikalisch, wie gesanglich überzeugende Leistung der Würzburger Musikerriege, dazu kommt quasi als Sahnehäubchen noch der starke Gastauftritt von Sunny Sweeney. So gelingt es also auch bei einem Album mit Coversongs noch richtig Spaß rüberzubringen, vor allem bei Freunden von gepflegtem Gitarrensound - es loht sich also wirklich hier mal reinzuhören.
Gerald Halbig
Trackliste
1 | Apache | 3:13 |
2 | Act naturally | 2:34 |
3 | That’s how I got to Memphis | 3:45 |
4 | Jackson | 3:34 |
5 | Guitar man | 2:45 |
6 | Brown eyed handsome man | 2:30 |
7 | Kiss an angel good morning | 2:02 |
8 | Jolene | 3:17 |
9 | Don’t mess around with Jim | 3:19 |
10 | Understand your man / Don’t think twice, it’s all right | 3:00 |
11 | Saginaw, Michigan | 3:07 |
12 | Speedball Tucker | 2:28 |
13 | Deeper than a holler | 3:16 |
14 | I got a name | 3:11 |
Besetzung
Andreas Obieglo: Piano
Christoph Schwab: Upright Bass
Jan Hees: Drums
Markus Rill: Vocals, Acoustic Guitar
TC Debus: Background Vocals, Bass
Bernie Batke: Upright Bass
Sunny Sweeney: Vocals
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |