Reviews

Prinz Pi

!Donnerwetter! / Der Herr der Dinge

Info Musikrichtung: HipHop / HipHop-Hörspiel VÖ: 22.09.2006 (No Peanuts / Groove Attack) Gesamtspielzeit: 117:36

Dieses Doppelalbum ist im wahrsten Sinne des Wortes zwei-seitig. Die erste Hälfte ist ein konventionelles HipHop-Album mit Stärken und Schwächen. Die zweite Seite ist etwas ganz Neues, das eigentlich so nahe liegend ist, dass man sich wundert, dass nicht schon früher jemand drauf gekommen ist. Prinz Pi inszeniert hier ein HipHop-Hörspiel. Und ganz ehrlich, welches musikalische Genre würde sich besser für ein Hörspiel anbieten, als das des Sprechgesangs?

In einer Mischung zwischen dem Herrn der Ringe und einer klassischen Rittergeschichte, in der sich ein Prinz ins Abenteuerleben stürzt, sprechsingt sich Pi somit auf der zweiten CD durch ein blutiges Abenteuer, das er am Ende - wie sollte es anders sein - ganz knapp, aber glücklich für sich entscheidet.
Pi lässt sich beim Herrn der Dinge erkennbar vom fremden Genre mitreißen. Die Musik erinnert oft eher an einen Soundtrack, als an echten HipHop. Die Geschichte ist so überraschungsfrei und vorhersehbar, dass sie nur dadurch etwas reißt, dass der insgesamt gelungene Versuch des HipHop-Hörspiel wirklich etwas Neues ist. Positiv ist die zum Teil gelungene Sprache, deren Vokabular ein Mindestmass an Bildung erkennen lässt.

Zum Gähnen bringen dagegen die ersten beiden Tracks des ersten Albums. Im sich ewig wiederholenden Text preist sich der Prinz - wie 165.00 HipHoper vor ihm - als Retter von allem Möglichen, insbesondere aber des HipHops. „Instinkt“ würzt das mit etwas Materialismuskritik und einem leicht jazzigen Bass am Schluss. Nach durchschnittlichen und völlig sinnfreien Texten („Bonny's Ranch III“) begegnen mit den Startnummern 7 bis 10 dann aber doch noch einige interessante Song.

„Die Bomben schlafen“ erinnert auf pfiffige Weise daran, dass die Atomraketen, gegen die die Friedensbewegung in den 70ern und 80ern protestiert hat, immer noch in ihren Silos sind und auf Befehle warten. „Von & zu“ thematisiert den Niedergang Deutschlands. „Meine Roots“ fängt oft sehr passend die Stimmung einer Jugend in den 80ern ein. „Peng, peng, peng“ nimmt den großen Weltführer George W. ganz gehörig auf die Schippe.
Dann ist erst mal wieder Schluss mit lustig. Drei bemerkenswerte Texte finden sich im weiteren Verlauf aber noch. „Herr Claasen“ portraitiert einen psychopathischen Mörder, der am Tag unerkannt als Biedermann lebt. Der Zehlendorf-Grunewald-Homesong „Wie die Zeit vergeht“ beschreibt die dumme Arroganz der Oberschicht. „Ich gehe“ beschließt das Album mit einem idyllischen Kinderwunsch.

Musikalisch ist Prinz Pi weder besser, noch schlechter, als das Gros der HipHoper. Gelegentlich nerven die monotonen Beats. Häufig bieten sie ein solides Backing für die Worte. Sie für sich anzuhören dürften kaum Sinn machen.

Norbert von Fransecky