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Vox Nostra Resonet. Neue Musik für Stimmen
Info
Musikrichtung:
Neue Musik Vokal
VÖ: 01.05.2007 Glossa / Note 1 CD (AD DDD 2003-2005) / Best. Nr. GCD P32301 Gesamtspielzeit: 60:00 |
AUS DEN TIEFEN DER TRADITIONEN
Dass der für seine Einspielungen alter und ältester Vokalmusik bekannte Tenor und Ensembleleiter Dominique Vellard sich als Kantor in der großen Tradition geistlich-liturgischen Gesangs sieht, hört man auch seinen eigenen Kompositionen an: Die Musik trägt, deutet und erhöht das Wort. Sie stellt sich in den Dienst der Verkündigung. Selbst da, wo die modale Chromatik zu freischwebenden, fremdartig herben Harmonisierungen führt oder orientalisierende Melismen aus dem Satz herauswachsen, bleibt das Wort, das gerade ausgedrückt und ausgeschmückt wird, der eindeutige Bezugspunkt.
Ein schönes Beispiel für diese Klarheit sind die Sieben letzten Worte Christi am Kreuz, in denen der Komponist jedem der Aussprüche Jesu eine kurze, sehr bündig formulierte Miniatur widmet. Trotz der dreistimmigen Anlage handelt es sich im Grunde um heterophon aufgefächerte einstimmige Musik.
Vellard, der mit seinem Ensemble Gilles Binchois tief in den Traditionen und Satzkünsten der Musik des Mittelalters und der Renaissance verwurzelt ist, greift bei seinen eigenen Kompositionen auf die alten Techniken, mehr aber noch auf die dahinter stehende Ästhetik mit ihrem engen Verhältnis von Wort und Musik zurück. Dabei ist der Fokus nicht auf Mitteleuropa beschränkt. Geistliche Musik aus Georgien, Litauen oder der orthodoxen äthiopischen Liturgie, ja selbst ein indischer Raga (in der Missa Laudes Deo) stellen das Ausgangsmaterial bereit, das von Vellard dann zeitgenössisch auskomponiert wird. So ist der volle („schmetternde“), wenngleich differenzierte Vokalklang eher hochmittelalterlich inspiriert; das ebenso vernehmbare Interesse an der Klangfarbe dagegen nimmt Debussy und Ravel zum Vorbild!
Der Gedanke an aktuelle Neo-Strömungen, die in Komponisten wie Arvo Pärt oder John Taverner ihre prominentesten Vertreter haben, liegt nahe. Aber obwohl Vellards Musik dem Hörer durchaus ein déja vu verschaffen kann, klingt sie insgesamt wenig eklektisch. Nostalgie ist Vellards Sache bestimmt nicht. Die reflektierte Ästhetik und der strenge, anonyme Ausdruck stehen einer allzu gefühligen Hörerhaltung entgegen. Eine im besten Sinne zeitlose Musik.
Im Ensemble Gilles Binchois hat Vellard die denkbar authentischsten Interpreten. Die glutvolle, farbenreiche Tongebung der Ausführenden, ihre perfekte Homogenität sowie das Gespür für die Intentionen des Komponisten machen diese Platte zu einem sinnlichen und geistlichen Erlebnis. Ein fast schon überpräsentes, tiefenscharfes Klangbild und ein vorzüglich editiertes Beiheft runden diese wunderschöne Aufnahme ab.
Georg Henkel
Trackliste
08 Caligaverunt oculi mei
09-29 Stabat Mater
30 O vos omnes
31-34 Missa Laudes Deo
Besetzung
Ltg. Dominique Vellard
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |