Reviews

Buxtehude, D. (Katschner)

Dein edles Herz, der Liebe Thron (Kantaten)

Info Musikrichtung: Barock / Geistliche Musik VÖ: 01.05.2007 Carus Verlag / Note 1 (CD, DDD (AD: 2007) / Best.nr. 83.193) Gesamtspielzeit: 74:07 Internet: Carus Verlag Lautten Compagney

Im Buxtehude-Jahr überschlagen sich die diskographischen Ereignisse. Da will auch Wolfgang Katschner mit der Lautten Compagney nicht zurückstehen. Hat er erst im März eine sehr gelungene Produktion mit Solo-Kantaten vorgelegt (siehe Review), so folgt - frisch im Januar eingespielt - nun bereits die Aufnahme von sieben größer angelegten Kantaten. Dass hiervon drei Weltersteinspielungen sind, sei am Rande vermerkt, wenngleich die Halbwertszeit dieses Prädikats angesichts von Ton Koopmans bereits laufender Einspielung von Buxtehudes Gesamtwerk (Challenge) kurz bemessen sein dürfte.

Man muss sich allerdings wundern, das der Katalog gerade die Kantaten BuxWV 112 und 14 derart lange entbehren musste. "Wo soll ich fliehen hin" ist ein als "Dialogus" betiteltes Werk, dass die Zwiesprache der Trost suchenden Seele mit Christus zum Inhalt hat. Buxtehude verschmilzt hier auf kleinstem Raum in feinziselierter Weise zwei Choräle (Seele) mit dem Vortrag von Bibelworten (Christus) und einer Arie, die das ganze predigtgleich interpretiert. Das strophenförmige, auf einem kontinuierlichen Bassfundament ruhende "Dein edles Herz, der Liebe Thron" ist vom Komponisten höchst sensibel als eine anrührende geistliche Liebesarie ausgestaltet worden.

Katschner hat sich bei dieser Einspielung für eine doppelte Besetzung der Vokalstimmen entschieden, entsprechend dem Instrumentalensemble (doppelte Besetzung der Violinen, Violen sowie ggf. Flöten, Hörner und Trompeten). Die Sänger haben so keinerlei Schwierigkeiten, sich dem Orchester gegenüber zu behaupten. Ungeachtet der (schwer zu eruierenden) historischen Verhältnisse ist aber festzustellen, dass die instrumental in festlicher Größe ausgestatte Kantate BuxWV 79, wie auch die Kantaten BuxWV 24 und 27 durchaus einen stärkeren Chor vertragen würden.

Beim Instrumentalpart treten die Violinen mit einem etwas zu schneidenden, wenngleich höchst präzisen Ton hervor.
Beeindruckend ist, wie schon bei der vorangegangenen Produktion, die stetige Bewegung, die Wolfgang Katschner der Musik beigibt. Seine Interpretation erschöpft sich nicht im Bemühen um die vielzitierte Klangrede, die hier höchst ausgefeilt zur Anwendung kommt, sondern arbeitet zugleich den lebendigen, drängenden Puls, der Buxtehudes Vokalwerke durchzieht, heraus. Das macht nicht zuletzt die Ritornelle zur einem Hörgenuss.

Mit der Capella Angelica steht Katschner dabei ein Vokalensemble von großer Homogenität und Kunstfertigkeit zur Seite. Einmal mehr glänzt in mehreren Solo-Passagen besonders Barbara Christina Steudes schmeichelnde, dennoch aber kristallklare Sopranstimme.

Sven Kerkhoff