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Europa Galante (Biondi)

Improvisata - Sinfonie con titoli

Info Musikrichtung: Barock / Klassik VÖ: 11.05.2007 Virgin Classics / EMI (CD, DDD (AD: 2004) / 0946 3 63430 2 0) Gesamtspielzeit: 53:34 Internet: Virgin Classics Europa Galante

Das Programm dieser Produktion erschließt sich kaum: Italienische Orchesterwerke vom Barock bis zur Klassik sind hier versammelt und anders, als der Untertitel glauben machen will, sind eben nicht alle "con titoli" - ein solcher (programmatischer) Titel fehlt nämlich gerade Sammartinis Ouvertüre in g-moll. Und auch bei den übrigen Werken handelt es sich keineswegs durchweg um Formen deskriptiver Programmusik. Der leicht chaotische Booklettext versucht auch gar nicht erst, über diesen Umstand hinwegzutäuschen. Es drängt sich daher der Eindruck auf, dass es allein darum ging, Reste des einstudierten Repertoires noch irgendwie unterzubringen.

Nun, dieser gestalterische Inkonsequenz wäre an sich kein Problem, wenn denn der musikalische und interpretatorische Gehalt der CD über solche Bedenken hinwegsehen ließe. Das ist aber leider nicht der Fall. Vor allem die Sinfonien von Carlo Monza (1735-1801) und Giuseppe Demachi (1732-1791) sind dafür viel zu konventionell und galant-dekorativ. Aber auch Sammartinis Komposition bleibt auf der Stufe geschmackvoller Salonmusik. Zu entdecken gibt es da wenig.

Die Herangehensweise von Europa Galante kaschiert dies nur notdürftig. Man mag das Spiel des renommierten Orchesters positiv formuliert als routiniert bezeichnen, doch mit der Routine geht auch eine gewisse Uninspiriertheit einher. Zu sehr verlässt man sich auf die Durchschlagskraft des Fortissimo, zu brachial wird in der immer gleichen Art phrasiert - und zwar über alle Stücke hinweg. Dieser Stil erinnert an die Frühzeit von Il giardino armonico. Solche rein oberflächlichen Effekte nutzen sich schnell ab und so ist man sogar irgendwie erleichtert über die recht magere Spielzeit der CD.

Von den geheimnisvollen Schattierungen und Lyrismen in den langsamen Teilen aus Boccherinis Sinfonie "La casa del diavalo" etwa bleibt kaum etwas übrig. Fabio Biondi geht hierüber hinweg und steuert wie nach einem Notanker greifend allein auf den dramatischen Schlußsatz zu, welcher aber lediglich die Erkenntnis bringt, dass Boccherini ungeniert bei Gluck abgeschrieben hat.

Sven Kerkhoff