Reviews
Collateral defect
Info
Musikrichtung:
Melodic Black Metal
VÖ: 25.05.2007 (Massacre Records) Internet: http://www.graveworm.de |
Dass in Südtirol nicht nur volkstümliche Heile-Welt-Schlager á la Kastelruther Spatzen fabriziert werden, bewiesen uns die Melodic Black Metaller Graveworm als sie im Jahre 1999 mit ihrem Debüt As the angels reach the beuty auf der Bildfläche auftauchten und einen schwarzen Schatten über die zu Italien gehörende Alpenregion legten. Musikalisch bewegt sich das Sextett im Fahrwasser von Bands wie Cradle of Filth und Dimmu Borgir, abzüglich des Pandabären- und Teenieschreckimages, dafür mit einer Portion rockiger Attitüde, womit man sich wohltuend von der nordischen Konkurrenz abhebt.
Mit den letzten beiden Alben Engraved in black (2003) und (N)Utopia (2005) konnten Graveworm eine stattliche Anzahl Anhänger um sich scharen und auch der neueste Streich namens Collateral defect wird der Erweiterung des Fankreises sicher nicht im Wege stehen. Denn auch diese CD setzt die Linie der Vorgänger im Großen und Ganzen fort. Lediglich in kleinen Nuancen wagte man einen Schritt zur Seite. So zum Beispiel bei „Fragile side“, bei welchem Gastänger Matze von The Sorrow seine Stimmbänder malträtieren darf. Dieser Song klingt mit seinen modernen Riffs und dem klaren Gesang recht ungewohnt für die Band und weist eine starke Tendenz in Richtung Soilwork und Konsorten auf.
Ansonsten bleiben sich Graveworm ihrem Spektrum treu und präsentieren größtenteils einen etwas modernisierten und unterhaltsamen Schwarzwurzelsound, wie man ihn von der Band kennt. Inklusiv zahlreicher Düsterriffs, billig klingenden Keyboardsounds (denen Produzent Andy Classen nicht zuviel Platz einräumt), Songs in mittel- („Scars of sorrow“) und sehr schnell („Touch of hate“, inkl. Rammstein-Gedächtnispfeifen), sowie sich abwechselnden derben Growls und Screams. Auch der Tradition der Liedgut-Vergewaltigung blieb man sich treu. Dieses Mal wurde Bonnie Tylers „I need a hero“ durch den Metalwolf gedreht und dem Song eine Härtekur verpasst. Das ist live sicher ein Stimmungsmacher, wirkt aber auf Platte etwas deplaziert.
Ebenfalls dürfte das dynamische „Suicide code“ (eines der Album-Highlights) mit seinen melodischen Schwedengitarren und einem zum Mitsingen geschaffen Chorus seine Wirkung im Konzertrahmen nicht verfehlen. Dasselbe gilt für den rasanten Opener „Bloodwork“. Eine weiterer sehr guter Song ist „The day I die“. Eine zeitgemäße Version des norwegischen Sounds mit einem ruhigen Endteil, bei dem Celloklänge eine große Rolle spielen. Noch einmal aus der Rolle fällt der Schlusstitel „Memories“. Hierbei handelt es sich um ein getragenes Instrumental mit Akustikgitarre, Streichern, Piano und Synthiesounds. Ein angenehmes Stück, aber etwas mehr Schwermetall hätte nicht geschadet. Denn zieht man diesen Song zusammen mit dem überlangen instrumentalen Intro von der Gesamtspielzeit ab, so kommen nur ca. 32 Minuten Stromgitarrenklänge zusammen.
Aber diese sind keine schlechten, auch wenn Collateral defect kein epochales Werk geworden ist, kann man der Band doch eine sehr feine Leistung bescheinigen. Vorausgesetzt man steht auf diese Art des melodischen Blackmetals. Sympathisanten des Genres dürfen definitiv jubeln beim neuesten Graveworm-Output, denn man gehört nach wie vor zu den Guten in diesem Bereich.
Mario Karl
Trackliste
1 | Reflections | 2:29 |
2 | Bloodwork | 3:29 |
3 | Touch of hate | 3:10 |
4 | Suicide code | 3:53 |
5 | The day I die | 5:12 |
6 | Fragile side | 4:20 |
7 | I need a hero | 4:34 |
8 | Out of clouds | 3:54 |
9 | Scars of sorrow | 3:56 |
10 | Memories | 6:17 |
Besetzung
Eric Righi (g)
Thomas Orgler (g)
Harry Klenk (b)
Sabine Mair (key)
Martin Innerbichler (dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |