Reviews

Werner Hucks und Werner Hoffmann

Paul Gerhardt; Breit' aus die Flügel beide

Info Musikrichtung: Kirchenlied / Dichterlesung VÖ: 2006 (Felsenfest / Kawohl) Gesamtspielzeit: 61:58 Internet: http://www.werner-hoffmann-music.de

Werner Hoffmann spricht auf dieser CD zwölf Lieder, begleitet von Werner Hucks auf der akustischen Gitarre. Er möchte so einen neuen Zugang zu Paul Gerhardt schaffen. Seine Lieder einmal “anders zum Klingen bringen“.

Die Idee Paul Gerhardt-Lieder nicht gesungen, sondern gesprochen zu präsentieren, ist nicht abwegig. Immerhin hat Gerhardt selber nur die Texte verfasst. In späteren Jahren hatte er dabei sicherlich die Erwartung, dass seine Kantoren Crüger und Ebeling sie vertonen. Aber für die ersten Stücke - und das sind zum Teil sehr bekannte Lieder - ist die Annahme durchaus berechtigt, dass der große Liederdichter sie nur als Gedichte konzipiert hat.

Ich habe die CD kein zweites Mal in den Player geschoben. Dass sie anstrengend ist, trotz der beruhigenden Akkorde von Hucks, ist dabei nicht einmal der Hauptgrund. Das würde lediglich dafür sprechen, den Vorträgen einzeln zu lauschen, um jedes für sich neu zu entdecken.
Mein Problem mit diesem Album besteht einfach darin, dass die aufgesetzte Intonation Hoffmanns absolut nichts von der Stimmung der der Lieder transportiert, und dadurch nicht nur wenig hilfreich ist, sondern dem Text oft zuwider läuft. Sie reißt aus dem, was Gerhardt feinfühlig beschrieben hat, eher heraus, als dass sie es vermittelt und hinterlässt oft mehr Belustigung als Ergriffenheit.

Vielleicht werde ich aber noch einmal auf diese CD zurückgreifen - für den Unterricht, wenn ich ein Gerhardt-Stück erarbeiten lassen möchte. Denn der sehr deutliche Vortrag zusammen mit der ruhigen Musik, erlaubt ein gutes Textverständnis. Die „unpasssende“ Intonation kann dann sogar didaktischen Gewinn haben, indem sie zum Fragen anregt. Aber ob Hoffman das so beabsichtigt hat, … ?

Positiv zu erwähnen ist das wunderbare Coverfoto, das die naturnahe Sprache der Gerhardt-Texte wunderbar illustriert.

Norbert von Fransecky