Reviews
Latest version of the truth
Info
Musikrichtung:
Hard Rock
VÖ: 25.05.2007 (Regain Records) Gesamtspielzeit: 49:02 Internet: http://www.mustasch.net |
Nach einem Abstecher zum Branchenriesen EMI ist das Powerquartett Mutasch jetzt also beim skandinavischen Indie Regain Records gelandet und bläst mit einem neuen Album zum Angriff. Latest version of the truth nennt sich das gute Stück und beweist, dass der geschäftliche Rückschritt keineswegs qualitative Gründe hat. Mustasch sind mir schon lange als eine Band mit nicht gerade schlecht rockenden Alben ein Begriff, aber ein derart gutes Stück Gitarrenmusik hätte ich den Schweden nicht zugetraut.
Dabei haben die Vier gar nicht viel an ihrer Grundformel geändert, sondern lediglich an der Feinjustierung etwas gearbeitet. Man nehme zehn eher im Midtempo rangierende Songs, füttere diese mit zahlreichen Kniffen aus der Tony Iommi-Riffschule, legen einen unwiderstehlichen Powergroove darunter, addiere dazu das Gelernte aus 40 Jahren Rockgeschichte und lasse das Ganze von einem starken Sänger, welcher gut und gerne der junge Bruder von Ian Astbury (The Cult) sein könnte, vortragen. Fertig ist der Mustasch-Sound, der auch auf Latest version of the truth beeindruckend zelebriert wird.
Das Album startet mit „In the night“, einem Paradebeispiel in Sachen breitbeiniger Rocksound, welcher gut auf den Rest einstimmt. Aber bereits der nächste Track ist eine kleine Überraschung. „Double nature“ beginnt ganz zurückgezogen mit Akustikgitarre, bevor wieder die bekannten kraftvollen Riffsalven einsetzen. Untermalt werden diese von großen Streichorchesterklängen, welche den eh schon großen Song zu einer regelrechten Bombastnummer machen. Dieselbe Symbiose geht man noch einmal bei „Forever is not today“ ein. Diese interessante Idee kann man durch aus als äußerst gelungen bezeichnen.
Ansonsten geht man auf der CD eher traditionell zu Werke, auch wenn man mal etwas funkige Vibes („Spreading the worst“ hätte z.B. auf das letzte Audioslave-Album gepasst), ein schräges Slidesolo („I am not aggressive“) oder etwas aus dem Stonerfundus („The heckler“) einstreut. Lediglich beim Abschlusssong „The end“ lehnt man sich noch einmal aus dem Fenster. Dieser beginnt als schleppende Nummer bei der sich wieder Powerchords und Streicher die Klinke in die Hand geben, verwirrt in der Mitte mit verzerrten Soundschnipseln der vorangegangenen Lieder, bevor er als melodische Pianoballade mit tollem Gesang und Chören sein Ende findet.
Latest version of the truth wurde in ein sattes Klaggewand gekleidet, welches heutzutage leider Seinesgleichen suchen muss. Sehr drückend und doch differenziert, mit wummernden Bass und peitschenden Drums, großkotzig und doch wieder bodenständig. Eine wahrlich runde Sache also. Am Ende überzeugt auch der Mut der Band zu einer dezenten Weiterentwicklung. Denn dieser hat sich ausgezahlt und verhalf Mustasch so zum vielleicht besten Album ihrer Karriere.
Lediglich ein kleines Manko darf man nicht verschweigen. Trotz zahlreicher Hooks überlassen Mustasch das Schreiben wirklich großer Melodien auch heute noch anderen. Doch dieses Problem kennt man auch von vergleichbaren Bands. Ansonsten ist das Album meiner Meinung nach zusammen mit Volbeats Rock the rebel/Metal the devil das heavy rockende Highlight in der ersten Jahreshälfte 2007.
Anspieltips: „Double nature“, „In the night“, „I am not aggressive“, „Falling down“
Mario Karl
Trackliste
1 | In the night | 4:22 |
2 | Double nature | 4:45 |
3 | Falling down | 3:56 |
4 | The heckler | 3:31 |
5 | I wanna be loved | 5:45 |
6 | Scyphozoa (Instrumental) | 2:13 |
7 | Spreading the worst | 3:16 |
8 | Bring me everyone | 3:58 |
9 | Forever begins today | 4:18 |
10 | I am not aggressive | 3:26 |
11 | The end | 9:26 |
Besetzung
Hannes Hansson (g)
Mats Johansson (b)
Mats Hansson (dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |