Reviews

Telemann, G.Ph. (Martin)

Flötenkonzert

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 01.03.2007 Paradizo / Note 1 (CD, DDD (AD: 2005) / Best.nr. PA0002) Gesamtspielzeit: 61:17 Internet: Paradizo Skip Sempé

Als zweite Produktion legt das von Skip Sempé gegründete Künstlerlabel Paradizo eine Einspielung mit Blockflötenwerken von Georg Philipp Telemann vor. Ein reines Blockflötenprogramm ist immer ein heikles Unterfangen, doch hier wäre durch die unterschiedlichen Einsatzformen eigentlich hinreichend für Abwechslung gesorgt gewesen: Während in der Ouvertüre a-moll die Blockflöte primus inter pares ist, bleibt ihr in den Solo-Fantasien viel Raum zu Entfaltung und im Konzert fällt ihr ein virtuoser, glanzvoller Part zu.

Unglücklicherweise verlässt sich der junge franzöische Flötist Julien Martin aber zu sehr auf einen Einheitsflötenton. Zudem bevorzugt er eine sehr weiche, runde Tongebung und eine dauerndes Legato. Der damit einhergehende Verzicht auf ein klar artikuliertes, akzentuiertes Spiel nimmt den Stücken viel von ihrer strukturellen und rhythmischen Prägnanz. Es ist interessant, dass Musiker wie Martin und Sempé, die an sich der historischen Aufführungspraxis zuzurechnen sind, auf diese Art plötzlich wieder ein romantisches Klangideal pflegen. Denn der Interpretation Martins schließt sich auch das Ensemble Capriccio Stravagante an. Mit einem derart ebenmäßigen Vortrag kommt man dem Esprit in Telemanns Musik indes nicht auf die Spur und so bleibt etwa die musikantische Kühnheit im Schlußsatz des Konzerts a-moll blass und witzlos.

Einzig in den Fantasien funktioniert Martins Zugriff tatsächlich, wenngleich auch hier eher die Romantik, als der Barock aus der Musik zu sprechen scheint. Im Klang nähert sich der Franzose mit der von ihm für die Fantasien eingesetzten "Voice flute" in D dabei der Panflöte an, was jedenfalls eine interessante Interpretationsvariante darstellt.

Sven Kerkhoff