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Liederjan

Einmal Canossa und zurück

Info Musikrichtung: Liedermacher / Folk VÖ: 23.03.2007 (Pläne / Rough Trade) Gesamtspielzeit: 74:24 Internet: http://www.liederjan.de

Liederjan im Gleichschritt mit Preußen, Paderborn und der katholischen Kirche? Was auf den ersten blickt widersinnig klingt, stimmt auf den zweiten Blick gar nicht und ist auf den dritten ein sehr reizvolles Stück politischer Kulturgeschichte.

Der Kniefall Kaiser Heinrich IV vor dem Papst in Canossa ist nicht nur sprichwörtlich geworden, sondern ein Symbol für das Tauziehen um die Vorherrschaft geistlicher und weltlicher Macht in Europa und später in Preußen. Das Paderborner Kulturamt hatte in der zweiten Hälfte 2006 eine Ausstellung zum Thema „Canossa - Erschütterung der Welt“ durchgeführt, in der vor allem die Kulturkämpfe zwischen Staat und katholischer Kirche in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert beleuchtet wurden.

Diese Auseinandersetzungen wurden unter anderem literarisch in Liedern und Zeitschriften, wie dem „Kladderadatsch“ ausgetragen. So konnten sich Liederjan, als sie darauf angesprochen wurden, ein musikalisches Begleitprogramm zu entwickeln, überwiegend auf zeitgenössisches Material stützen - auch wenn einmal Hans Scheibner zur Unterstützung von Hoffmann von Fallersleben hinzu gezogen wurde (“Das unfehlbare Lied“).

Erfreulich ist, dass die politisch ja eindeutig positionierte Band, sich nicht auf Spott- und Lästerlieder beschränkt hat, sondern auch katholisches Liedgut einbezogen hat. Dennoch gibt es überwiegend Grund zum Schmunzeln, wenn Obrigkeiten und Koryphäen satirisch vorgeführt werden.

Einmal Canossa und zurück ist eine Live-Aufnahme, die an zwei Abenden im September und Oktober in Paderborn aufgenommen wurde. Jedes Stück enthält eine gesprochene Einleitung, die im Booklet noch einmal von einem längeren Text vertieft wird.

Eine vergnügliche und lehrreiche Zeitreise.

Norbert von Fransecky