Reviews
Dynamo Classic Concert 1991 (DVD)
Info
Musikrichtung:
Heavy/Power Metal
VÖ: 20.04.2007 (Escapi/Edel) Gesamtspielzeit: 68:00 Internet: http://www.metalchurch.com |
Einige aus unserer Leserschaft werden sich sicher noch an das fast schon legendäre Dynamo Festival, welches von 1986 bis 1998 jährlich im holländischen Eindhoven stattfand, erinnern. Bevor dieses durch organisatorische Misswirtschaft Ende der 90er Jahre die Festivalkrone an Wacken abgeben musste, war es mit stellenweise über 100.000 Besuchern das größte Metal-Festival auf dem europäischen Festland. Wie bei Veranstaltungen dieser Größenordnung üblich, verpasste man nicht die Gelegenheit viele der Konzerte in Ton und Bild festzuhalten. Diese fanden des Öfteren den Weg auf die Mattscheibe (z.B. regelmäßig im Rahmen des MTV Headbanger’s Ball) oder auf CD-/LP-Veröffentlichungen (u.a. Testament, Gorefest, Skyclad). Die Schweden Escapi Music haben sich nun die Veröffentlichungsrechte am Dynamo-Videoarchiv gesichert und planen die stückweise DVD-Veröffentlichung einiger dieser geschichtsträchtigen Aufnahmen.
Für den Anfang hat man sich niemand Geringeres als die US Power Metal-Pioniere Metal Church ausgesucht. Diese ließen am 20. Mai 1991 das Gelände des Eislaufstadions erzittern. Kurz vorher hatte die Band in der Mark II-Besetzung mit Mike Howe am Mikro und John Marshall an der Gitarre ihr viertes Album Human factor veröffentlicht und präsentierte sich an diesem Abend als Headliner und schleudert Klassiker wie „Ton of bricks“, „Fake healer“, „Beyond the black“ oder „In harm’s way“ ins Auditorium. Diese Songs machen mal wieder klar, welch unterschätzte Band Metal Church (genauso wie ihre Kollegen Vicious Rumors und Armored Saint) waren und noch immer sind.
Der Fünfer zeigt sich in prächtiger Spiellaune und versetzt den Zuschauer zurück in eine Zeit in der Nu Metal, Emo- und Metalcore noch Fremdwörter waren. John und Craig bringen ihre Sechssaitigen zum Vibrieren, Kirk und Duke leisten in Sachen Rhythmus Schwerstarbeit und auch Mike Howe beweist, dass er die Fußstapfen welcher sein Voränger David Wayne hinterlassen hat, mit Leichtigkeit ausfüllen konnte und ein gar hervorragender Metalsänger ist. Aus heutiger Sicht ist es nur ein wenig schade, dass sich die gespielte Setlist zu großen Teilen aus dem damals aktuellen Album zusammensetzt (7 von 12 Songs). Aber schließlich bewarb man damals eine neue LP.
Was der Performance der Band natürlich nicht gerecht wird, ist Klang und Bild der DVD, was auch nicht wirklich verwundert, wenn man bedenkt, dass es sich hier eigentlich um eine relativ alte TV-Aufzeichnung handelt. Von der Bildqualität und dem Schnitt vergleichbar mit alten Rockpalastaufnahmen des WDR, welche in letzter Zeit ebenfalls zu DVD-Ehren kamen. Mit der Soundqualität verhält es sich ähnlich. Was hier besonders auffällt, ist das übliche Problem bei Festivalkonzerten, dass der Herr am Mischpult bei den ersten zwei/drei Songs noch nach dem optimalen Sound sucht (und manchmal nicht wirklich findet).
Danach passt es dann aber und klingt entsprechend oldschoolig. Passend für diesen traditionellen Stahl, aber natürlich nicht zu vergleichen mit dem heutigen Standard. Dafür aber auch zu 100 % live. Bonusmaterial gibt es auf diesem reinen Konzertvideo verständlicherweise auch nicht. Man darf diese DVD auch nicht mit heutigen Hochglanzprodukten vergleichen und man sollte sie als das sehen was sie ist: ein verschollen geglaubtes Zeitdokument, welches nach langer Zeit doch noch den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat.
Für Metal Church-Fans ist dieser DVD so und so empfehlenswert, da es noch keine offiziellen Filmaufnahmen der Band gibt. Freunde des traditionellen US-Stahl dürfen bei einem entsprechenden Verkaufpreis über einen Kauf nachdenken, sollten sich aber bewusst sein, was sie dafür erhalten. Die Bewertung von Dynamo Classic Concert 1991 bezieht sich ausdrücklich auf die DVD als Ganzes. Die Musik selbst hätte definitiv mehr Punkte verdient. Zum Abschluss bleibt nur noch zu hoffen, dass Escapi Music in nächster Zeit noch weitere Aufnahmen von z.B. Armored Saint, Gorefest, Mercyful Fate, Vicious Rumors oder auch Death Angel aus den Archiven ziehen. Material dürfte genug vorhanden sein.
Mario Karl
Trackliste
1 | Beyond the black |
2 | The human factor |
3 | In Mourning |
4 | Fake healer |
5 | Flee from reality |
6 | In harm’s way |
7 | Ton of bricks |
8 | Start the fire |
9 | Final word |
10 | Agent green |
11 | Date with poverty |
12 | Metal Church |
Besetzung
John Marshall (g)
Craig Wells (g)
Duke Erickson (b)
Kirk Arrington (dr)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |