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Beethoven, L. v. (Müller-Brühl)

Sinfonien Nr. 5 und 6

Info Musikrichtung: Romantik VÖ: 29.01.2007 Naxos/Naxos (CD, DDD (AD: 2006), Best.nr. 8.551257) Gesamtspielzeit: 76:50 Internet: Kölner Kammerorchester Naxos

Angesichts der starken Konkurrenz im Katalog gehört schon Mut dazu, sich mit einer weiteren Einspielung von Beethoven fünfter und sechster Symphonie an den Start zu wagen. Helmut Müller-Brühl mit seinem Kölner Kammerorchester wagt - und gewinnt!

Die mittlerweile so arg abgenutzte Fünfte geht der Dirigent mit kraftvollem Orchestersound an, doch sorgt das Spiel im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis zugleich für ein Höchstmaß an Transparenz.

Das Leitthema präsentiert Müller-Brühl ohne Pathos und auch im übrigen bleibt seine Interpretation auf angenehme Weise frei von allen Manierismen. Er verlässt sich statt dessen auf die dramatische Kraft des Werkes und treibt das musikalische Geschehen zügig, doch ohne Hast voran. Müller-Brühl versteht es dabei, akzentuiert agieren zu lassen und zugleich eine fließende musikalische Bewegung hervorzurufen, so dass es nicht zu einer zerfasernden "Überphrasierung" kommt.

Einzig das marschartige Thema des dritten Satzes wird nicht ganz konsequent ausgereizt, wodurch allerdings ein interessanter Kontrast zu der Steigerung im Schlußsatz erzielt wird, den Müller-Brühl mit ungeheurer Sogwirkung auszustatten weiß und nach dessen rauschhaftem Abschluß sich der Hörer eine Erholungspause redlich verdient hat.

Danach kann er sich auch der Sechsten mit Genuß hingeben, die hier zwar nicht gleichermaßen schlagkräftig, aber doch auch weit mehr als solide zu Gehör gebracht wird.
Der heitere Kopfsatz wird recht harmlos, aber mit viel Detailfreude dargeboten, wobei vor allem die insgesamt klangschön geführten Holzbläser aufhorchen lassen. Den dritte Satz lässt Müller-Bürhl teils bäuerlich derb, teils unbeschwert musizieren. Der plastisch ausgearbeitete Gewittersturm im vierten Satz fegt derart durchs Wohnzimmer, dass es nur so eine Lust (und dem Nachbarn ein Leid) ist.

Müller-Brühl ist mit dieser Interpretation ein bemerkenswerter Wurf gelungen, von dem zu hoffen bleibt, das ihm auch international die verdiente Beachtung zuteil werden wird.
Der deutsche Hörer und Käufer jedenfalls hat den Vorteil, zum kleinstmöglichen Preis eine der derzeit reizvollsten Einspielungen zu bekommen.

Sven Kerkhoff