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Ortiz, D. (Mencoboni)

Ad Vesperas. Marienvesper

Info Musikrichtung: Renaissance Ensemble VÖ: 01.02.2007 Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2005) / Best. Nr. Alpha 108 Gesamtspielzeit: 70:55

Die erhabene Schlichtheit einstimmiger Gregorianik, die subtile Pracht verfeinerter Reniassancemehrstimmigkeit und die archaisch-exaltierte Kraft des Faslobordones prägen diese Marienvesper mit Werken des spanischen Komponisten Diego Ortiz.

Ortiz wurde wahrscheinlich 1525 in Toledo geboren und starb irgendwann nach 1570. Die ausgewählten Psalmen und Motetten sind Ortiz’ Musices Liber Primus von 1565 entnommen, einer dem Vizekönig von Neapel gewidmeten Sammlung mit aufwändig gearbeiteter, feierlicher Kirchenmusik. Im Vergleich zu den älteren frankoflämischen Meistern tendiert die Mehrstimmigkeit Ortiz deutlich zu einer mehr am Klang orientierten, vergleichsweise flächigen Wirkung mit subtiler Wortausdeutung. Dem Aufführungsstil der Zeit entsprechend werden die Vokalstimmen von unterschiedlichen Instrumenten wie Posaune, Zink und Gamben verdoppelt.
Das ausführende Ensemble Cantar Lontano besteht in diesem Fall aus bis zu sechs im Raum verteilten, unterschiedlich besetzten vokalen oder instrumentalen Chören. Die raffinierte Klangregie der Interpretation erschließt sich daher erst bei der mehrkanaligen SACD-Version. Aber auch die CD-Version lässt die Qualitäten der vorzüglichen Ausführung klar zu Tage treten: Mit sicherer Intonation und schöner Homogenität bringen die Sänger- und Musiker/innen die gregorianischen Gesänge sowie die verschlungenen Stimmlabyrinthe der Motetten zur Geltung. Ganz anders nehmen sie sich dagegen der homorhythmischen Abschnitte bei den Psalmen an: Hier dominieren vokal wie instrumental individuelle Timbres, die in den hohen Lagen obertonreich, fast „krähend“ klingen. Verzierungen bringen eine ungewöhnliche, reizvolle Farbe in diese Musik hinein, die so in einen deutlichen Kontrast zum delikaten Licht- und Schattenspiel der Motetten tritt.

Georg Henkel