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Reviews

The Legendary Pink Dots

Your Children Placate You From Premature Graves


Info

Musikrichtung: Gothik

VÖ: 07.07.2006

(Cargo Records)

Gesamtspielzeit: 62:50

Internet:

http://www.brainwashed.com/lpd

Eines gleich vorweg: Your Children... ist eines der besten Werke, das es im reichhaltigen Repertoire der Band gibt. Und gleich hinterher, ich habe selbst lange gebraucht, dies zu erkennen. Gut, ich habe es erworben in einer Zeit, wo ich neuer Musik wenig Zeit widmen konnte. Aber ich denke, es kann vielen passieren, dieses Meisterwerk zu verpassen, obwohl sie es gehört haben.

Children ist ein sehr ruhiges Album, fast rein elektronisch. Das einleitende "Count on me" ist ein ganz verträumtes Pianostück, zu dem es verhallende Geräusche gibt. "No Matter what you do" hat diesen Pink Dots typischen, stampfenden Beat, der sich dunkel und tief voran schleppt, dazu gibt es jede Menge verspielte Geräusche im Hintergrund und den verfremdeten und doch verloren und anprangernden Gesang Edward Kaspels.

Zum Ende gibt es ein psychedelisch verklingendes Saxophon und ganz am Ende versinkt alles in einem angenehmen Chaos, während der Beat stoisch weitergeht. Dann folgt mit "Stigmata (part four)" wieder die Rückkehr zum Eingangspianothema. Durch den verhallenden Sound wirkt das Stück ebenso zerbrechlich wie schwebend, nur Piano und die einsetzende Stimme Edwards, traumhaft. Dann setzen wieder unterstützende Geräusche mit ein, die die Atmosphäre weiter verdichten. Wenn dann alles noch weggedreht und verzerrt wird, erklingt die Atmosphäre noch traumhafter, leichtes Wummern und zirpende Geräusche unterstützen das Dahinfliegen.

Später setzt die Pianomelodie wieder ein und bringt die Melancholie wieder auf den Punkt. Ein Hauch von einem Song. Aber was für ein Hauch! Mit "Feathers at dawn" wird das Tempo wieder etwas angezogen. Ein Walzer ähnlicher Rhythmus aus Saxophon, akustischer Gitarre und Gesang, ein beliebtes Pink Dots Stilmittel, leitet in ein spanisches (Kastagnetten) Muster um dann in schon hymnisch zu nennenden Satzgesang zu enden. Grandios.

"Please don´t get me wrong" ist eins dieser seltsam rhythmischen Pink Dots Popstückchen, schräge Rhythmen, psychedelische Oboe, seltsame Rhythmuswechsel und Violinen und Keyboards die einen zwischen Flug und Tanz hin und her reißen. "Peace of mind" treibt dann in gleich bleibender, leicht melancholischer Stimmung, aber mit großem Sound und straighteren, wenn auch kaum hörbaren, Rhythmus weiter. Auch hier tolle Stimmungen und eine scheinbar mit jedem Album besser werdende Stimme Edwards.

Das folgende "The Island of our dreams" spiegelt dann eine traumhafte Ballade aus akustischer Gitarre, leisen Sounds und diesem typischen Pink Dots Charme aus Melancholie und leichter Fröhlichkeit wieder. Mit elektronischen Sounds gleitet man direkt in die nächste Ballade, "Bad hair", die diesmal jedoch aus dunklen elektronischen Beats und psychedelischen Klangmalereien besteht.

Mit "The Made man`s manifesto" wird das Tempo dann ein klein wenig angezogen und der pumpende Elektrobass treibt einen durch Welten, die nur die Dots öffnen können. Und sie spannen Sie am Ende wieder in elektronisch psychedelische Weiten. Mit dunklen und tiefen Bässen, die man mehr spürt, als das man sie hört, einem traurigen Saxophon und psychedelischen Geräuschen öffnet sich "A silver Thread" dann sehr langsam. Bedrohlich und kalt vergehen über vier Minuten. Sirenen erklingen und dieser tiefe Bass zieht seine Bahnen. Dann setzen elektronisch verzerrte Violinen ein, die den Sound etwas auflockern, jedoch auch unsäglich verloren klingen und wieder verschwinden. Dann beginnt Edward nur zu dem Bass seinen Text zu erzählen. Hier sind schon fünf Minuten vergangen. Dann setzt bei 6:02 ein elektronisches Geräusch ein, das weckt und das Stück ist zu Ende. Schauer!

Das abschließende "Your Number is up" setzt unmittelbar mit psychedelischer Elektronik an und leitet dann wieder in die Eingangspianomelodie über. Einige Sprachfetzen, ein letztes, verzerrtes "Thank You" von Edward und Stille.

Eines der ruhigsten aber auch in sich geschlossensten Werke der Band. War für mich "Island of jewels" das auf Seite eins schon fast Elektropunk und auf Seite zwei zerrissenen Elektroblues bot, der Meilenstein der Achtiger, folgte darauf erst spät in den Neunzigern mit "Hallway of the gods" ein elektronisch psychedelische Meisterwerk, so ist Your children Placate.... bisher eindeutig der Höhepunkt der 00er Jahre.

Hört dieses Teil laut, oft und mit absoluter Aufmerksamkeit, es wird Euch mit einer wunderbaren Stunde Musik gedankt.



Wolfgang Kabsch

Trackliste

1Count on Me1:45
2No Matter What You Do6:55
3Stigmata Part 46:55
4Please Don't Get Me Wrong5:12
5Feathers At Dawn6:36
6Peace Of Mind5:27
7Island Of Our Dreams5:14
8Bad Hair7:52
9The Made Man's Manifesto7:46
10A Silver Thread6:44
11Your Number's Up2:24

Besetzung

Edward Ka-spel: Gesang, Keyboards
The Silverman: Keyboards, Electronics
Niels van hoornblower: Blasinstrumente
Martin de Kleer: Gitarren, Bass, Schlagzeug
Raymond Steeg: Sound
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