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Reviews

Beethoven, L. v. (Brautigam)

Klaviersonaten Nr. 12-15 (Sämtliche Sonaten IV)


Info

Musikrichtung: Hammerklavier

VÖ: 21.12.2006

BIS / Klassikcenter Kassel
SACD (AD 2005) / Best. Nr. BIS-1473


Gesamtspielzeit: 72:28

PRÄGNANZ UND EXPRESSIVITÄT

Der Erfolg von Ronald Brautigams historisch informierten Beethoven-Sonatenzyklus beruht nicht zuletzt auf seinem famosen Instrument, gebaut von Paul McNaulty. Der Walter-Nachbau (Original vo 1802) klingt auch bei starker manueller Beanspruchung immer stabil, klar und präzise. Da ächzt und knarrt nichts, die Mechanik arbeitet diskret im Dienst der Tonerzeugung. Der reich schattierte, in der Tiefe erdig-rauchige Klang steht gerade der (von Beethoven gar nicht so genannten) „Mondscheinsonate“ sehr gut an: Die Dämpfung zaubert im 1. Satz gebrochene Farben, die weniger an eine romantische und mondbeschienene denn an eine trüb verhangene Landschaft denken lassen.
So tritt der Charakter des Trauermarsch, der diesem Stück eigentlich zugrunde liegt, denn auch deutlicher als in anderen Einspielungen hervor, ebenso die thematische Nähe zum erruptiven Finale. In diesem 3. Satz treibt Brautigam, der auch sonst ein flüssiges, aber nicht hastiges Spiel bevorzugt, die Tempi ganz im Sinne des Komponisten bis an die Grenzen des technisch und musikalisch Machbaren - eine kontrollierte Raserei. Das donnernde Rollen der tiefen Register wahrt dabei eine Transparenz, die man auf einem modernen Flügel nicht so einfach realisieren kann.

Es immer wieder diese glückliche Verbindung von Prägnanz und Expressivität, die Brautigams 4. Folge der Beethoven-Sonaten so hörenswert macht. Wobei Expressivität nicht das pianistische Ausleben von Gemütszuständen meint, sondern eine aus der genauen Beachtung der Vortragsanweisungen und architektonischen Gliederung erwachsene Spannung. Bei der Profilierung der dynamischen Gegensätze und emotionalen Wechselbäder kommen Brautigam die Qualitäten seines Instruments gewiss entgegen. Doch gelingt es dem Pianisten gerade durch den bewussten Einsatz historischer Klangbilder und Spieltechnik, die Modernität von Beethoven Kompositionen, ihre Härte und Aggressivität, aber auch den Humor, die Zartheit und Empfindungstiefe dem heutigen Hörer zu vergegenwärtigen.

Edition und Klangbild sind ebenfalls ausgezeichnet.



Georg Henkel

Trackliste

101-04 Sonate Nr. 1218:21
205-08 Sonate Nr. 1314:54
309-11 Sonate Nr. 1414:31
412-15 Sonate Nr. 1524:42

Besetzung

Ronald Brautigam, Hammerklavier nach Walter 1802
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger