Reviews

Diverse: CoraZong

De todo Corazón

Info Musikrichtung: Bolero VÖ: 14.07.2006 (CoraZong / Soulfood) Gesamtspielzeit: 87:43

Hier ist mal wieder eine Scheibe an der völlig falschen Adresse gelandet. Ich habe zu diesem ganzen Lateinamerikanischen Gedudel, das auf uns einströmt seit der Bueno Vista Social Club zum Kult erklärt wurde, nur eine sehr geringe Affinität. Mal ein Stück höre ich gerne. Auch zwei oder drei dürfen’s sein. Aber dann leuchtet irgendwann eine Art emotionales Tilt auf und ich würde gerne wieder zu was anderem wechseln.

So viel vorab, damit niemand von dieser Review all zu viel an Punkten und Informationen erwartet. Dass diese Doppel-CD, die im schicken Pappschuber geliefert wird, sich gezielt dem Bolero widmet, wäre mir ohne das Beiblatt schon mal nicht aufgefallen. Was mir dagegen deutlich wurde, dass wir uns massiv in den 40ern und 50ern befinden, also einer Zeit vor König Castro, als die Amis Kuba noch als eine Art sonnige Veranda in ihrem Vorgarten betrachteten und dort die Straßenkreuzer mit den runden Kotflügeln hinschafften, mit denen die Touristenwerbung Kubas noch heute arbeitet.

Musikalisch bedeutet das, dass wir immer wieder Mischungen aus amerikanischen Tanzkapellen mit mehr oder weniger starkem Swingbesatz und lateinamerikanischen Klänge zu hören bekommen. Das macht mir für zwei oder drei Stücke durchaus Spaß, aber dann… Aber das sagte ich wohl schon.

Aufgehorcht habe ich zum Beispiel bei “Te Quedarás“ und seinem starken Tanzorchester Gebläse, bei dem wenig lateinamerikanisch klingenden Akustikgitarren Song “Amore de mis Amore“, dem sehr pathetischen “La Tarde“, bei “Amor fugaz“, der zumindest für mich stark nach Tango klingt, dem ebenfalls recht un-lateinischem Piano Instrumental “Como siento yo“ und natürlich bei “Bésame mucho“, das ich von den Beatles kenne und dort - als Latino-Banause, der ich bin - viel besser finde.

Norbert von Fransecky