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Reviews

Keith Urban

Love, pain & the whole crazy thing


Info

Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 17.11.2006

(Capitol Nashville)

Gesamtspielzeit: 53:49

Internet:

http://www.keithurban.net

Dass Keith Urban nach “Golden road” und “Be here” zu den ganz Großen im Countrybusiness zählt, dürfte jedem Musikinteressierten zwischenzeitlich bekannt sein. Die anderen halten ihn immer noch für den „Typen von der Kidman“, wo hingegen die Kenner der Szene darüber informiert sein dürften, dass er auch in diesem Jahr bei den CMA-Awards wieder mächtig abgeräumt hat. Aber ist das schon ein Zeichen für Qualität? Das hofft man! Oder ein Zeichen für authentische Countrymusik? Daran kann man gelegentlich zweifeln! Und vielleicht ist es sogar dies Album von Keith Urban, das den Begriff „Country“ nicht zwingend in der Headline tragen dürfte.

„Once in a lifetime“ war bereits als Vorabveröffentlichung mit Charterfolgen geehrt, bevor es als Opener von Love, pain & the whole crazy thing den Wiedererkennungswert aus den vorherigen Alben lostritt. Rockig wie eh und je geht es zur Sache, wobei Gitarren und kräftiger Rhythmus das Rückgrat bilden, das den Eintritt in die Charts ermöglicht hat. „Shine“ nimmt ein wenig Gas zurück, bevor „I told you so“ in die selbe Kerbe schlägt wie „Once in a lifetime“, wobei wie auch in den vorherigen Songs, eine Alibi-Mandoline zu hören ist, die wohl den Country-Touch abliefern soll, bevor Gitarren und Drums überaus stark an das Intro von „Road to nowhere“ von den Talking Heads erinnern. Vielleicht ist dies auch bereits ein Omen, dass Keith Urban die Road to nowhere beschreitet, weil er sich nicht zwischen Pop und Country entscheiden kann. Aber gottlob hat diese CD 12 Songs, von denen vielleicht einige noch die Hoffnung der Cowboys sein können.

„I can´t stop loving you“, ein Schmuse-Klassiker aus den späten 70ern, wird sehr gefühlvoll präsentiert und dürfte manch zärtliche Momente spenden, erinnert aber - gerade zum Ende hin - sehr stark an Cover-Songs der Rockbands wie Aerosmith oder Guns´n´Roses, denn auch hier kommen Drums und Gitarren prägend nach vorne geprescht, um dem Song den letzten Rest der Zärtlichkeit zu nehmen. Quo vadis, Keith Urban? Die Frage stellt sich auch bei dem nur Sekunden andauernden Outtake, der „Faster car“ einläutet, das sehr stark an die britischen Rocker von Status Quo erinnert, die es auch dadurch nicht zu einer Ehrung durch die CMA gebracht hätten. Und der später einsetzende Bläsersatz war thematisch eher ein „(Bläser-)Satz mit x“. „Used to the pain“ (zu Deutsch: An den Schmerz gewöhnt) basiert wiederum auf verzerrten Gitarren und allgegenwärtigen Drums und bietet nichts Neues. Wobei man sagen muss, dass dies Album wohl eher an die popinteressieten Zuhörer gerichtet ist, sich aber ein hochgelobter Countrysänger auch an seinem Genre messen lassen muss, dass er hier bisher klar verfehlt.

„Tu compania“ bringt ein wenig Leichtigkeit ins Spiel, denn hier kommen viele akustische Instrumente ins Spiel und präsentieren einen locker-flockigen Song mit Gute-Laune-Faktor, bevor bei „God made woman“ ein Kirchenchor eröffnet, gefolgt von einer jaulenden Gitarre, worauf man sicher gerne verzichtet hätte, denn der Song schmeißt sich dem Rock-Pop in die Arme, obwohl die Strophen einen Ruhepol bilden. Insgesamt ein rechtes Durcheinander der Stilrichtungen und Geschwindigkeiten. Auch die ruhigeren Songs „Everybody“ und „Got it right this time“ können das Ruder nicht mehr herumreißen.

Fazit:
Keith Urban hat mit seinem 2006er Album Love, pain & the whole crazy thing gezeigt, dass er im Popbusiness größere Einkommensmöglichkeiten sieht als in der Countryszene. Die Tatsache, dass seine erste Auskopplung „Once in a lifetime“ in den Popcharts gut platziert ist, gibt ihm hierin sogar Recht. Aber warum zur Hölle wird ein Pop- und Rocksänger für seine Arbeit in der Countrygemeinde geehrt? Vielleicht für seine letzten Alben? Vielleicht für seine Medienpräsenz, nicht zuletzt hervorgerufen durch seine Drogenprobleme und seine Hochzeit mit Nicole Kidman? Weiß der Geier!

Dieses Album hat ihn jedoch von seinen angeblichen Roots entfernt, wobei man ihm nicht unterstellen kann, dass die CD ihren Preis nicht wert ist, denn schließlich wird hier wirklich gute Popmusik geboten, die ihm so schnell wohl keiner nachmacht, jedenfalls nicht in den Stilvariationen und einer Gesamtlänge von knapp einer Stunde. Gleichwohl ist das Album für Countryfans wahrscheinlich eine weitere Enttäuschung durch angebliche Countryheroes, denn schließlich ließ bereits Alan Jackson seine Fans im musikalisch lauwarmen Regen stehen.



Lothar Heising

Trackliste

1Once in a lifetime5:53
2Shine5:17
3I told you so4:26
4I can´t stop loving you4:43
5Won´t let you down3:19
6Faster car4:27
7Stupid boy6:16
8Used to the pain4:41
9Tu compania4:10
10God made woman4:50
11Everybody5:33
12Got it right this time6:07
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger