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Kurtag, G. (Creed)

Sämtliche Chorwerke

Info Musikrichtung: Neue Musik Chor VÖ: 09.10.2006 Hänssler Classics / Naxos CD (AD DDD 2006) / Best. Nr. 93.174 Gesamtspielzeit: 41:26

Kaum 42 Minuten Spielzeit hat diese CD mit sämtlichen Chorwerken des ungarischen Komponisten György Kurtag. Die Kürze ist nicht nur die Folge seines schmalen Oeuvres für dieses Repertoire, sondern liegt auch in der Natur von Kurtags sehr konzentriertem, schnörkellosen Komponieren. Seine reiche und dichte musikalische Sprache scheint manchmal wie ein Kondensat, in der sämtliche Idiome der abendländischen Musikgeschichte zusammengefunden haben. Nichts mutet dabei nach bloßen Versatzstücken an. Keine Note scheint überflüssig, alles klingt substantiell. Angesichts der Qualität der Werke stellt sich die Frage nach ihrer Quantität nicht.

In ihren Bann ziehen Kurtags manchmal kaum eine Minute währenden Chorwerke den Hörer vor allem durch Klangschönheit und irisierenden Ausdruck. Die dichterischen Vorlagen russischer oder ungarischer Dichter werden nicht einfach durch Klangmalereien illustriert. Vielmehr erweist sich die Musik als eigenständige, von den Worten inspirierte poetische Klangwelt.
Souverän handhabt Kurtag sämtliche vokalen Mittel, die das 20. Jahrhundert erschlossen hat. Komplexe Mehrstimmigkeit, Cluster und Klangräume, das Spiel mit Klangfarben, geräuschhaften Klängen und Verfremdungen: Erst mehrmaliges Hören offenbart den ganzen Reichtum der Techniken und Texturen, mit denen der Komponist arbeitet. Erst nach und nach erschließen sich die atmosphärischen und expressiven Qualitäten der vielschichtigen Stücke.

Das durch geistlose Sparpläne der SWR-Intendanz gefährdete SWR Vokalensemble Stuttgart stellt seine Weltklasse unter der Leitung von Marcus Creed erneut unter Beweis. Bei den Liedern der Schwermut und Trauer ist außerdem das Ensemble Modern mit von der Partie. Beispielhaft, wie die schwierigen Partituren hier technisch souverän und interpretatorisch höchst einfühlsam dargeboten werden.

Georg Henkel