····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Reviews

Bach, J.S. (Bernius)

Messe in h-Moll


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 03.11.2006

Carus Verlag / Note 1 (2 CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. 83.211)

Gesamtspielzeit: 101:28

Internet:

Carus Verlag

KLANGSCHÖN UND DOCH KÜHL

Wie eine Rolle schwarzen Samtes breitet Bernius sorgfältig und in grosser Ruhe das einleitende Kyrie eleison vor uns aus. Das Charakteristikum der Einspielung, die vollkommene Durchhörbarkeit aller Stimmen, kommt hier bereits bestens zur Geltung. Es eröffnet dem Hörer vielerorts neue Einblicke in die komplexe Struktur dieser Messkomposition. Mit ihrer hohen Klangkultur müssen der schmal besetzte Kammerchor Stuttgart und das Barockorchester Stuttgart auch wahrhaftig nicht davor zurückschrecken, dem Hörer solche Einblicke zu gewähren.

Dieser analytische Zugriff hat indes auch seine Schattenseiten. Zwar arbeitet Frieder Bernius mit seinem Ensemble jede noch so kleine Phrase perfekt und klangschön heraus, auf der Strecke bleibt aber ein religiös-emphatischer Impetus. So wird diese Messe zu einem autonomen Kunstwerk aus wertvollem Marmor, das den Betrachter merkwürdig unberührt lässt und allein noch das hohe Lied auf die Genialität des Komponisten Johann Sebastian Bach singt. Bernius scheint der Idee zu folgen, dass die Komposition den Ausdruck in sich selbst birgt und keiner Verstärkung in der Interpretation bedarf. Manch einer mag diesen unaufgeregten, objektiven Zugriff schätzen, aber die dramatische Kraft und existenzielle Bedeutung die Bach seiner Musik beigegeben hat, bleiben verborgen. Das kommt am stärksten in der Art zum Ausdruck, wie der Chor geführt wird und artikuliert: Hier gestattet man sich weder Klage, noch Jubel, weder Ergriffenheit, noch Begeisterung. Dies alles ist übrigens keine Frage der Tempi, die Bernius vergleichsweise zügig, aber nicht überhastet nimmt.

Unter den Solisten macht besonders Daniel Taylor mit betörend reiner Stimmfarbe einen hervorragenden Eindruck. Raimund Noltes eher nüchterner Vortrag passt sich Bernius´ Konzept an. Mechthild Bach und Marcus Ullmann singen mit routinierter Präzision.

Angesichts der Vielzahl herausragender Vergleichseinspielungen (auch aus dem Bereich der Originalklang-Bewegung) ist diese Aufnahme, die klangtechnisch ein höheres Maß an Körperlichkeit hätte vertragen können, zwar durchaus in das "obere Tabellendrittel" einzuordnen, trotz der hochgesteckten Erwartungen kommt ihr aber Referenzcharakter nicht zu.



Sven Kerkhoff

Besetzung

Mechthild Bach, Sopran
Daniel Tyalor, Altus
Marcus Ullmann, Tenor
Raimund Nolte, Bariton

Kammerchor Stuttgart
Barockorchester Stuttgart

Ltg. Frieder Bernius
Zurück zum Review-Archiv
 


So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger