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Messe in h-Moll
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 03.11.2006 Carus Verlag / Note 1 (2 CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. 83.211) Gesamtspielzeit: 101:28 Internet: Carus Verlag |
KLANGSCHÖN UND DOCH KÜHL
Wie eine Rolle schwarzen Samtes breitet Bernius sorgfältig und in grosser Ruhe das einleitende Kyrie eleison vor uns aus. Das Charakteristikum der Einspielung, die vollkommene Durchhörbarkeit aller Stimmen, kommt hier bereits bestens zur Geltung. Es eröffnet dem Hörer vielerorts neue Einblicke in die komplexe Struktur dieser Messkomposition. Mit ihrer hohen Klangkultur müssen der schmal besetzte Kammerchor Stuttgart und das Barockorchester Stuttgart auch wahrhaftig nicht davor zurückschrecken, dem Hörer solche Einblicke zu gewähren.
Dieser analytische Zugriff hat indes auch seine Schattenseiten. Zwar arbeitet Frieder Bernius mit seinem Ensemble jede noch so kleine Phrase perfekt und klangschön heraus, auf der Strecke bleibt aber ein religiös-emphatischer Impetus. So wird diese Messe zu einem autonomen Kunstwerk aus wertvollem Marmor, das den Betrachter merkwürdig unberührt lässt und allein noch das hohe Lied auf die Genialität des Komponisten Johann Sebastian Bach singt. Bernius scheint der Idee zu folgen, dass die Komposition den Ausdruck in sich selbst birgt und keiner Verstärkung in der Interpretation bedarf. Manch einer mag diesen unaufgeregten, objektiven Zugriff schätzen, aber die dramatische Kraft und existenzielle Bedeutung die Bach seiner Musik beigegeben hat, bleiben verborgen. Das kommt am stärksten in der Art zum Ausdruck, wie der Chor geführt wird und artikuliert: Hier gestattet man sich weder Klage, noch Jubel, weder Ergriffenheit, noch Begeisterung. Dies alles ist übrigens keine Frage der Tempi, die Bernius vergleichsweise zügig, aber nicht überhastet nimmt.
Unter den Solisten macht besonders Daniel Taylor mit betörend reiner Stimmfarbe einen hervorragenden Eindruck. Raimund Noltes eher nüchterner Vortrag passt sich Bernius´ Konzept an. Mechthild Bach und Marcus Ullmann singen mit routinierter Präzision.
Angesichts der Vielzahl herausragender Vergleichseinspielungen (auch aus dem Bereich der Originalklang-Bewegung) ist diese Aufnahme, die klangtechnisch ein höheres Maß an Körperlichkeit hätte vertragen können, zwar durchaus in das "obere Tabellendrittel" einzuordnen, trotz der hochgesteckten Erwartungen kommt ihr aber Referenzcharakter nicht zu.
Sven Kerkhoff
Besetzung
Daniel Tyalor, Altus
Marcus Ullmann, Tenor
Raimund Nolte, Bariton
Kammerchor Stuttgart
Barockorchester Stuttgart
Ltg. Frieder Bernius
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |