Reviews
Wenn uns nur Liebe bleibt – Klaus Hoffmann singt Jacques Brel live
Info
Musikrichtung:
Chanson
VÖ: 13.10.2006 (stille-music / Indigo) Gesamtspielzeit: 108:01 Internet: http://www.klaus-hoffmann.com |
„Natürlich kann man Brel nicht übersetzen, was für eine Mär, man kann ihn nur übertragen“ (Klaus Hoffmann). Dies ist ihm mehr als gelungen. Den Titel Wenn uns nur Liebe bleibt hat Klaus Hoffmann zur Kernaussage dieser CD gemacht.
Immer auf der Suche nach Wahrheit, Selbstfindung und Zufriedenheit in der Seele, so z.B. in seinem großartigen Chanson „Adieu Emile“, des Sterbens bewusst, klar und unabwendbar, nimmt er sein Schicksal an. Das Publikum ist begeistert sobald die ersten Töne erklingen. Sterben, Tod und Abschied werden ebenso deutlich angesprochen wie Liebe, brennende Leidenschaft, Hoffnung, Trauer, Zweifel und gelebte Melancholie. Zeile für Zeile wechseln Stimmungen und Tempo auf und ab wie im wirklichen Leben.
Der Titel „Die Alten“ ist ein Lied darüber, wie es sich anfühlt, wenn einer stirbt und der andere (der Bessere, der Sanftere, der Böse, wer weiß das schon) übrig bleibt bis die Zeit kommt und die Uhr im Hintergrund leise tickt und sagt, ich wart' auf Dich. „Totentango“ erzählt uns die Geschichte über die so genannten Freunde, die man im Leben hat: „Ich kann sie sehen, die lieben falschen Freunde ... Sie kramen in den Schränken, klauen mir das Porzellan ...“ und denken, man hätte es nicht gewusst.
Es braucht etwas Zeit und Muße um darin zu versinken und in diese Stimmungen einzutauchen aber es passiert fast unmerklich. Klaus Hoffmann schafft es, auch Laien des Chansons, Brel oder überhaupt den französischen Chanson nahe zu bringen. Er schafft es durch seine spürbare eigene Sehnsucht nach Liebe und Halt. Er versteckt sich nicht hinter theatralischen Gesten, ist verletzlich aber hellwach. Er singt, spielt, schreibt, was er lebt.
Die kleinen Geschichten zwischen den Chansons, die Klaus Hoffmann seinen Zuhörern und Zusehern erzählt, lassen viel Nähe und Intimität spüren. Sein ironischer Witz und sein charmanter Humor bringen sein Publikum zum Lachen. Tango-Rhythmen gepaart mit fröhlich witzigen Texten lockern die melancholischen Stimmungen auf. Alltagsgeschichten einer ganzen Gesellschaftsschicht interpretiert mit einer derben dann wieder weichen Wortwahl einer „ Berliner Schnauze“ machen die Lieder sehr lebendig und leicht nachvollziehbar.
„Ich werde immer besser. Das sagt sogar mein Tankwart. Und solchen Menschen glaube ich, die sagen manchmal die Wahrheit“. (Klaus Hoffmann)
Anja Schultze
Trackliste
1 Die Vornamen von Paris 2:26
2 Die Spießer 2:59
3 Wenn die Flämin tanzt 2:38
4 Rosa 3:27
5 Bei diesen Leuten 5:12
6 Marieke 2:57
7 Der Säufer 4:35
8 Mathilde 2:37
9 Die Alten 4:39
10 Das Lied der alten Liebenden 4:45
11 Knokke-le-Zoute Tango 5:07
12 Amsterdam 3:36
13 Madeleine 3:16
14 Der Walzer der tausend Takte 4:39
15 Bitte geh nicht fort 4:04
CD 2
1 Die ohne Hoffnung sind 3:38
2 Jef 3:25
3 Totentango 2:47
4 Jacky 3:44
5 Die Marquesas 4:21
6 Wenn uns nur Liebe bleibt 4:25
7 Die Stadtmauer von Warschau 3:38
8 Die Bonbons 3:41
9 Mein Flanderland 3:03
10 Adieu Emile 5:16
11 Der unmögliche Traum 3:49
Zugaben
1 Madeleine 3:06
2 Amsterdam 4:20
3 Adieu Emile 1:51
Besetzung
und auf Tournee nur mit Pianist Hawo Bleich
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |