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Konzerte für Viola da Gamba
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 20.10.2006 deutsche harmoniamundi / SonyBMG (SACD hybrid (AD: 2006) / Best.nr. 82876850552) Gesamtspielzeit: 71:20 Internet: Sony / dhm Hille Perl |
ENTWICKLUNGSLINIEN
Eine CD ausschließlich mit Gambenkonzerten aus der Feder eines einzigen Komponisten könnte leicht langweilig geraten. Nicht aber, wenn dieser Komponist Georg Philipp Telemann ist, der in seinem umfassenden Schaffen über viele Jahrzehnte die stilistischen Entwicklungen seiner Zeit wie kaum ein anderer nachvollzogen und mitbestimmt hat. Diese Entwicklungslinien einschließlich der Begriffsverwirrungen (so manches „Concerto“ ist halt nach unserem Verständnis eine Sonate) zeichnet Hille Perl auf ihrer neuen CD dramaturgisch feinsinnig nach.
Wir erleben als Hörer, wie mit der Triosonate für Violine und Gambe alles beginnt, der noch die Idee des Kommunizierens und Wetteiferns zweier gleichstarker Partner zugrunde liegt. Über ein „Sonate auf Concertoart“ (Concerto E-Dur), wie Johann Adolph Scheibe es nannte, gelangt man zur Suite, die der Gambe breiten solistischen Raum gibt und schließlich zum Concerto G-Dur, das als virtuoses Konzert, in welchem dem Soloinstrument das volle Streichorchester mit seinen vielfältigen klanglichen Möglichkeiten gegenübertritt, die klassische und uns wohl am besten vertraute Concerto-Form repräsentiert. Dieses Concerto ist übrigens an sich für die Bratsche als Soloinstrument konzipiert, doch tut der Einsatz der Viola da Gamba seiner Wirkung keinerlei Abbruch, wenn diese so brillant gehandhabt wird, wie hier.
Man mag das Konzept der Produktion für sich genommen arg didaktisch finden. Dass dieser Eindruck beim Hören aber keineswegs aufkommt, liegt an Hille Perls unvergleichlich facettenreichem Spiel, mit welchem sie jedem der Werke ein ganz eigene Prägung zu verleihen versteht. Die klangsinnliche, verträumte Interpretation der Triosonate, in welcher Perl die Töne perfekt rundet und in einen fast vertraulich wirkenden, beredten musikalischen Dialog mit Petra Müllejans als Violinistin tritt, steht dabei etwa in krassem Gegensatz zum musikantisch frechen Zugriff im Rahmen der Suite. Insoweit passt sich das Freiburger Barockorchester jeweils geschmeidig an und besticht gerade in den letzten beiden Stücken durch gewohnt vitales Musizieren auf höchstem Niveau.
Ungeachtet dessen aber sind doch die intimeren drei Werke zu Beginn, in denen Perl und Müllejans sich wunderbar viel Zeit nehmen, um die lyrischen Passagen aussingen zu lassen, die wahren Glanzstücke des Albums.
Sven Kerkhoff
Trackliste
5-7 Concerto E-Dur für Violine, Viola da Gamba & Basso Continuo
8-11 Concerto A-Dur für Viola da Gamba, 2 Violinen & Basso Continuo
12-18 Suite in D-Dur für Viola da Gamba, Streicher & Basso Continuo
19-22 Concerto G-Dur für Viola, Streicher & Basso Continuo
Besetzung
Freiburger Barockorchester
Ltg./Violine: Petra Müllejans
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |