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Die Hochzeit auf der Alm / Der Bassgeiger zu Wörgl
Info
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 11.09.2006 Profil, Edition Günter Hänssler / Naxos (CD, DDD (AD: 2006) / Best.nr. PH06061) Gesamtspielzeit: 65:14 Internet: Salzburger Hofmusik |
KLOSTEROPERETTEN
An der Salzburger Benediktineruniversität ging es im Fasching nicht nur bierernst zu und so fiel dem Konzermeister am Salzburger Hofe, Johann Michael Haydn (1737-1806), bisweilen die Aufgabe zu, die musikalischen Einlagestücke zu den ansonsten eher würdevollen Theateraufführungen zu schreiben. Mit diesen Einlagestücken wurden mit dem Hauptwerk des Abends nur locker verbundene Nebenhandlungen präsentiert, die sich des jeweiligen Themas eher vokstümlich-derb annahmen.
So dreht sich in der "Hochzeit auf der Alm" alles um die eheliche Treue. Das bäuerliche Personaltableau veranlasste Michael Haydn, zu volkstümlicher Melodik zu greifen - was uns heute die Volkmusiksendungen im MDR, das waren dem Publikum damals halt solche "Klosteroperetten". Von Haydns kompositorischen Kunstfertigkeit kann man sich deshalb allenfalls im Rahmen der eingeschobenen Instrumentalsätze überzeugen, während die Vokalstücke doch arg plump daherkommen.
Die Leistung der Sängerriege trägt das ihre zu diesem ungüsntigen Eindruck bei, denn die Solisten wirken merkwürdig unentschlossen, so als wüssten sie nicht recht, was mit diesem "dramatischen Schäfergedicht" anzufangen sei. Es ausschliesslich komisch zu gestalten, erschien ihnen wohl unangemessen, ebenso aber - völlig zu recht - grosser künstlerischer Ernst. So aber ist alles lau geraten und selbst erfahrene Mitwirkende wie Dorothee Mields oder Jörg Waschinski bleiben deutlich unter ihren sängerischen und dramatischen Möglichkeiten.
Hier wäre eine Live-Mitschnitt vielleicht doch die bessere Wahl gewesen, da es dann leichter sein dürfte, den burlesken Charakter herauszuarbeiten. Auch der Einsatz von Kinderstimmen (immerhin war das Werk zur Aufführung durch Schüler und Studenten der Benediktiner bestimmt) hätte dem Stück einigen Reiz verleihen können.
Etwas besser gelingt das für nur zwei Singstimmen angelegte Lustspiel "Der Bassgeiger zu Wörgl". Michael Haydn, der selbst gerne und regelmäßig dem Alkohol zusprach, wusste wohl auch musikalisch mit diesem Libretto mehr anzufangen: Das nicht besonder helle Lieschen setzt ihren mal wieder betrunken heimkehrenden Ehemann Bartl vor die Tür, der ihr vorspiegelt, sich deshalb ertränken zu wollen. Lieschen ist erschüttert und gestattet Bartl schließlich die Rückkehr - und das Trinken...
Hier gehen Dorothee Mields und Michael Schopper stärker in ihren Rollen auf und verleihen dem absurden "Drama" dadurch einige Lebendigkeit.
Das aber kann, ebensowenig wie die exzellente Leistung der Salzburger Hofmusik, letztlich nichts daran ändern, dass diese "Klosteroperetten" Michael Haydns, denen früher auch schon das Label cpo einige Produktionen gewidmet hat (Der Bassgeiger zu Wörgl, 1998; Der Traum, 2001), als (Very) Special Interest-Werke gelten müssen, deren Einspielung eher musikhistorischer als diskographischer Wert zukommt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Ein dramatisches Schäferspiel in zwei Aufzügen
14-22 Der Bassgeiger zu Wörgl, MH 205
Lustspiel in der Musik von einem Aufzuge
Besetzung
Dorothee Mields, Sopran
Jörg Waschinski, Sopran
Monika Waeckerle, Mezzosopran
Markus Foster, Altus
Bernard Berchtold, Tenor
Michael Schopper, Bass
MH 205:
Dorothee Mields, Sopran
Michael Schopper, Bass
Salzburger Hofmusik
Ltg. Wolfgang Brunner
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