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Kraan

Nachtfahrt

Info Musikrichtung: Jazz Rock VÖ: 01.08.2005 (1982) (Revisted / InsideOut / SPV) Gesamtspielzeit: 47:18 Internet: http://www.kraan.de

Bereits ein gutes Jahr hat dieser Re-Release von Kraan auf dem Buckel. Aber er sollte hier auf jeden Fall noch vorgestellt werden. Die Nachtfahrt ist die Kraan-untypischte Veröffentlichung im gesamten Backkatalog, aber auch eine der muntersten und frischesten Scheiben seit Let it out.

Insgesamt ist Nachtfahrt im Stil der ruhigeren Kraan-Phase seit Wiederhören verwurzelt. Daneben erleben wir viel Experimente, darunter einiges an sehr rockigem Material. “Luna Park“ ist der Titel für die Kraan-Fans der ersten Jahre. Hier steht Hattlers pumpender Bass klar im Mittlepunkt.

Auf den ersten Blick fallen mehrere deutschsprachige Stücke auf. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Immerhin ist das Album 1982 auf dem Höhepunkt der Neuen Deutschen Welle erschienen. Lassen wir die Frage mal dahin gestellt, ob hier die Avantgarde versucht hat, auf den gut geölten Mainstream-Zug zu springen, oder ob das Ertönen deutscher Texte schlicht inspirierende Wirkung auf die alten Herren gehabt hat.

Deutlich angebiedert an die NWD hat man sich jedenfalls nur zwei Mal - einmal mit durchaus erfreulichem Ergebnis. “Viel zu heiß“ enttäuscht mit einem wenig packenden Rhythums und dem etwas niveaulosen Text. “Faust 2000“ dagegen hämmert und rockt sich in die Rillen und fräßt sich extrem schnell in die Ohren. Ganz in den Vordergrund stellen wollte man den Song 1982 nicht. Er war lediglich auf der Flip-Seite der Single “Wintruper Echo“, hat damals (und bis heute) aber wesentlich öfter den Weg auf meinen Plattenteller gefunden und gehörte irgendwann auch zu meinem Standard-Repertoire bei DJ-Einsätzen in Gemeinde oder Uni.

Sehr schön ist das ruhige deutschsprachige “Elfenbein“. Das Schlagzeug legt mit einem starken Rhythmus die Basis, über der die Gitarren vorrüber fliegen. Das Ganze perlt wie ein weicher Chianti, der im Text besungen wird. Ein merkwürdiger Text übrigens, der irgendwo zwischen Freundschaft und Strahlentod changiert.

Das Titelstück lässt erstmals den typischen Kraan-Bass an den Start. Und auch die Gitarre kennt man aus alten Zeiten. Untypisch für die Band sind dagegen die perlenden Pianoläufe. Mit “Playing for you“ servieren die Kraaniche überraschend eine ganz klassische Rock’n’Roll-Nummer in deutlich erkennbarer Kraan-Stimmung.

Untypisch! Interessant! Empfehlenswert!

Norbert von Fransecky