Reviews
Wild Orchids
Info
Musikrichtung:
Prog / Rock
VÖ: 08.09.2006 (Camino Records / InsideOut / SPV) Gesamtspielzeit: 57:28 Internet: http://www.stevehackett.com |
Orchideen sind wunderbare, verschwenderisch blühende Pflanzen - exotisch, verzaubernd, manches Mal verwirrend in Farbenfülle und Duft - und doch auch wieder ganz schlicht, wenn man bedenkt, dass es oft nur die einzelnen Blütenkelche sind, die an einem steilen Halm ohne Laub und viele Verästelungen stehen.
Wild, das heißt ungezähmt, nicht auf die Line gebracht, sich auslebend.
Steve Hackett hätte für sein neues Album keinen besseren Titel finden können als eben dieses Wild Orchids. 13 Pflanzen stehen im Orchideengarten. Keine ist wie die andere. Auch wenn sich gelegentlich Verwandtschaften erkennen lassen. Der an Nick Cave erinnernde Gesang sowohl bei “Down Street“, als auch bei “Man in the long black Coat„ zum Beispiel, oder die RPWL-/Pink Floyd-Anklänge von “Set your Compass“ und “The Fundamentals of Brainwashing“.
Aber da gibt es auch eigentlich völlig unvereinbares - das extrem verhaltene “To a Close“ ist fast Kammermusik und hat praktisch nichts mit dem stark orientalisch (ostasiatisch/ arabisch) geprägten “Waters of the Wild" zu tun, das eher wie ein Zusammenspiel eines anderen Ex-Genesis-Mannes (Peter Gabriel) mit John Lennon wirkt.
“Ego and Id“ ist ein heftiger Rocker (Bowie on Hard Rock) mit viel Instrumental-Einsatz (Orgel und Gitarre), während “A Girl called Linda“ als netter beatlesker Frühlingssong beginnt, der viel von alter Wind and wuthering-Atmosphäre atmet, bevor eine jazzige Querflöte auftaucht, der Jazz Effekt dann auch vom Bass Rhythmus übernommen wird, um am Ende der 4-minütigen Reise in Spanien anzulangen.
Eines der Highlights ist “Down Street”, das längste Stück des Albums. Zu Beginn nimmt es den kraftvoll düsteren Klang des Openers auf. Verzerrte Gitarren und der Nick Cave Gesang führen uns auf das nicht ganz ungefährliche Pflaster einer nächtlichen Großstadt. Aber die Straße ist lang - sieben Minuten lang - und führt uns durch mehrere Stadtteile. Swing Sounds führen an Variete-Theatern vorbei. Am Ende erreichen wir gepflegte Nachtbars, die zum chilligen Ausklang der Nacht einladen.
Soll man jetzt noch das Soundtrack-artige “She moves in Memories“, mit seinen romantischen Geigen und Flöten erwähnen, oder das dramatische “Wolfwork“, das gut auch auf Kate Bush’s Never foerver gepasst hätte. Besser nicht: Denn sonst kommt man in diesem Garten nie zum Ende. Es gibt immer noch etwas zu entdecken.
Und dennoch: Der Garten wirkt in seiner ganzen Vielfältigkeit wie eine große stimmige Einheit. Eine Variabilität, die in den 70ern mal üblich war und in unserer Stromlinien-förmigen, an Vermarktung orientierten Zeit die große Ausnahme ist.
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Trackliste
1 | A dark Night in Toytown | 3:39 |
2 | Waters of the Wild | 5:36 |
3 | Set your Compass | 3:37 |
4 | Down Street | 7:34 |
5 | A Girl called Linda | 4:47 |
6 | To a Close | 4:48 |
7 | Ego and Id | 4:08 |
8 | Man in the long black Coat | 5:10 |
9 | Wolfwork | 4:49 |
10 | Why | 0:47 |
11 | She moves in Memories | 5:00 |
12 | The Fundamentals of Brainwashing | 3:01 |
13 | Howl | 4:32 |
Besetzung
Roger King (Keys, Git)
John Hackett (Flöte)
Rob Townsend (Sax, Flöten, Klarinette)
Gary O’Toole (Dr, Voc)
Nick Magnus (Keys)
The Underworld Orchestra:
Christine Townsend (Violine, Viola)
Richard Stewart (Cello)
Dick Driver (Bass)
Colin Clague (Trompete)
Chris Redgate (Oboe, Englisch Horn)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |