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Reviews

Emerson Drive

Countrified


Info

Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 14.09.2006

(Midas Records)

Gesamtspielzeit: 40:48

Internet:

http://www.emersondrive.com

Nach dem Erstlingswerk “Emerson Drive“ aus 2001 und „What if“ aus 2004 haben die sechs Burschen, die zwischenzeitlich eine Vielzahl an Ehrungen als Instrumentalisten sowie als Band einheimsen konnten, jetzt als erstes Projekt der neu gegründeten Plattenfirma „Midas Records Nashville“ unter der Federführung der Hitproduzenten Keith Follese und Brad Allen ein Album unter dem Titel „Countrified“ auf den Markt gebracht. Emerson Drive sind typische Vertreter der New-Country-Generation und müssen sich daher im riesigen Teich dieses Genres ihre Wunschposition als einer der wenigen Karpfen hart erarbeiten.

Bereits der Opener „A good man“ stimmt da zuversichtlich, denn der Text (Fazit: Wenn ich mal nicht mehr da bin, soll man mich in guter Erinnerung behalten) trägt deutliche Country-Spuren und die musikalische Umsetzung ist geprägt von modernem Arrangement mit Drums und Gitarren, garniert mit vorbildlichem Harmoniegesang, ohne soft zu wirken, denn die Instrumente sprechen doch eine deutliche und härtere Sprache. Bei „Testify“ darf sich der Drummer den berühmten Wolf trommeln, denn hier wird tempomäßig mit beiden Füßen auf dem Gas gestanden. Die Melodie bietet nicht viel Neues; trotzdem geht der Song direkt in die Beine und wirkt schon recht mitreißend. Im letzten Drittel wird den Instrumentalisten noch einmal Gelegenheit gegeben, ihr Können unter Beweis zu stellen, bevor bei „Moments“ Ruhe eintritt und eine gehaltvolle und rührende Story erzählt wird, die gesanglich und durch die dezente Begleitung musikalisch passend umgesetzt wird.

Mit „Sweet natural girl“ hält man die Pferde noch ein wenig zurück, offenbart aber die bei vielen jungen Bands beliebte und häufig zu hörende härtere Gangart, wie man sie z.B. von Cross Canadian Ragweed oder gelegentlich auch von Montgomery Gentry kennt. Dies kann logischerweise zu Einordnungsproblemen führen, denn ohne die vielleicht nur alibimäßig zum Ende hin eingesetzte Fiddle hätte man dies Lied eher dem Rock-Genre zugeordnet. Aber wie schon so oft gepredigt, sollte man sich bei amerikanischer Countrymusik eh vom Schubladendenken befreien. „You still own me“ wirkt diesbezüglich schon viel versöhnlicher und zeigt die Roots, die wir so gerne belegt haben wollen. Gesangsharmonien im Stil von Restless Heart weisen den Weg durch einen echt gelungenen Midtempo-Song, der durchaus Hitpotenzial besitzt und an dem man keinen Fehler ausmachen kann. Zum wiederholten Male fällt hier Fiddleplayer David Pichette positiv auf. Vergleichbare Qualitäten werden bei „Lucky man“ vorgewiesen, denn auch hier schlägt das Countryherz in wohltemperiertem Rhythmus.

Eine echte Ballade fand mit „Everyday woman“ Einzug in Countrified und schraubt den Schmusefaktor in die Höhe. Sänger Brad Mates schmachtet seiner Partnerin eine Liebeserklärung entgegen, mit der jeder Ehemann (bei Bedarf) zuhause mächtig Boden gutmachen könnte. Doch eine derartige Stimme ist gottlob nicht allen gegeben. Die Einladung zu einer zünftigen Country-Party ist Gegenstand von „Countrified soul“, in das auch traditionelle Effekte aufgenommen wurden, denn schließlich berichtet man von einer echten und knackigen Südstaaten-Party, an der jeder Hörer auch liebend gerne teilnehmen würde, wenn er nicht so elend weit vom Ort des Geschehens entfernt wäre. In einigen Passagen erinnert der Song an die Klassiker von Alabama. Südstaatenfeeling pur. So muss Country sein!

Die Probleme mit den ständigen Erinnerungen an glückliche Tage sind Thema von „Painted too much of this town“, das gut und einfühlsam erzählt wird, dabei aber weder zu soft noch zu forsch daherkommt. Dezente, aber auf den Punkt genau eingesetzte Backing-Harmonien runden die gute Arbeit an diesem Song ab. Wie ein Junge zum Mann wird - durch den frühen Verlust des Vaters, die Liebe und eigene Kinder - beschreibt in bekannt kompletter und nichts vermissender Art und Weise„A boy becomes a man“, bevor eine Coverversion des Charlie Daniels-Klassikers „Devil went down to Geogia“ das Ende des Albums einläutet. Wiederum hat Mike Melancon an den Drums eine schweißtreibende Aufgabe, aber der Erfolg kann sich durchaus hören lassen, wobei einige neue Elemente eingearbeitet wurden, die dem Song den Stempel der Band aufdrücken, ohne ihn zu verfälschen.

Fazit:
Emerson Drive dürften mit Countrified ein Album auf den Markt gebracht haben, dass sich durchaus in den höheren Positionen der Charts wieder finden lassen könnte, denn zum einen gibt es keinen Zweifel, dass die Bandmitglieder ihrer Instrumente beherrschen, und zum anderen werden den Hörern hervorragende Gesangsharmonien präsentiert. Gekleidet wird alles in den weiten Mantel des New Country, unter dem von Balladen bis zu Country-Rock (manchmal auch ohne Country) fast alles Platz findet. Hier wird jedoch schnell klar, dass sich die Band ihrer musikalischen Wurzeln durchaus bewusst ist, denn neben wenigen Ausflügen in die härtere Gangart findet man hier richtig gut gemachte Countrymusik.



Lothar Heising

Trackliste

1A good man2:58
2Testify3:32
3Moments4:58
4Sweet natural girl4:19
5You still own me3:53
6Lucky man3:36
7Everyday woman3:22
8Countrified soul3:00
9Painted too much of this town3:47
10A boy becomes a man3:25
11Devil went down to Georgia3:58

Besetzung

Brad Mates - vocals
Danick Dupelle - guitar, vocals
Dale Wallace - piano, keyboards, vocals
David Pichette - fiddle, mandolin
Partick Bourque - bass
Mike Melancon - drums
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