Reviews
Der Rede Wert
Info
Musikrichtung:
HipHop & Rap
VÖ: 2005 (Eigenvertrieb) Gesamtspielzeit: 50:45 Internet: http://www.klartext-hiphop.de |
Deutscher Rap kommt erstens aus Berlin, besteht zweitens aus mehr oder weniger dümmlichen „Endzeitghettogangsterdrogenmilieugesulze“ und hört sich drittens immer gleich an, da für die musikalische Untermalung stoisch die Utz-Maschine (Utz, utz, utz) herangezogen wird.
Alles falsch! Deutscher Rap kommt aus Berlin, besteht aus eigenständigen und intelligenten Texten mit erstklassiger Instrumentalbegleitung.
Zumindest wenn sie von den Jungs von Klartext kommt. Wechselnde Musikstile, auch gerne mal innerhalb eines Tracks, lassen diese CD niemals langweilig werden.
Soul, Reggea, Jazz, mal eine rockige Gitarre. Diese Musiker haben vor nichts Angst. Müssen sie auch nicht haben. Egal welcher Stil gerade aus den Boxen kommt, alles wirkt locker, unverkrampft und mehr nach sehr erfahrenen Musikern als nach jugendlichen Rappern. Besonders beeindruckt mich Micha an der Gitarre. Unglaublich wie leicht es ihm gelingt mit wenigen Tönen die jeweilige Stimmung zu erzeugen und zu steuern. Was die Leistung der anderen Beteiligten nicht schmälern soll. Textlich lebt DerREDEWert von intelligentem Sprachwitz, gepaart mit raffinierten Wortspielen. Plattheiten sucht man auf dieser CD vergeblich. Dieses Feld überlassen die Jungs von Klartext anderen.
Der erste Titel „Schlagwort“, das „geliehene“ „Intro“ überspringe ich hier, ist musikalisch noch ein wenig typisch für die Szene. „Hip Hop ist für uns ne` Glaubenssache“. Diese Behauptung wird im weiteren Verlauf der CD noch bestätigt. „Flashback“ erklärt dem Hörer mit bildhaftem Wortwitz, dass die musikalische Karriere des Sängers schon im Mutterleib begann. Hörenswert die Reggaegesangseinlagen in radebrechendem Jamaikaenglisch.
„Ich suche im Wortschatz nach Edelsteinen“. Der Track „Körpersprache“ zeigt, dass die Herren ein durchaus gesundes Selbstbewusstsein haben. Wohl zu Recht. Mein persönlicher Anspieltipp „Murphys Gesetz“ malt ein musikalisches Bild von einem dieser berüchtigten Sch…tage. Auch dieser Track spielt gekonnt mit Worten und hat durchaus Anteile von Systemkritik. Aber eben auf die Klartexttypische subtile Art und Weise.
Freunde des spanischen werden sich wohl über „Light up Fire“ freuen. Diese Mischung aus Reggae und Jazz geht ins Blut.
Fazit: DerREDEWert ist erstklassige gemachte Musik mal nicht aus den Tiefen der ach so großen Verzweiflung, sondern aus dem ganz normalen Wahnsinn, den jeder schon auf die eine oder andere Art erlebt hat.
Die volle Punktzahl ist hier mehr als angemessen.
Andreas W. Fieseler
Trackliste
1 | Intro | 1:27 |
2 | Schlagwort | 3:54 |
3 | Flashback | 3:41 |
4 | Körpersprache | 3:58 |
5 | Aus´m Bauch raus | 4:16 |
6 | Murphy´s Gesetz | 5:03 |
7 | Shu & Moe | 3:49 |
8 | Liebeserklärung | 4:26 |
9 | Schwerversprecher | 0:34 |
10 | Jetzt mal ernsthaft | 4:17 |
11 | Light up fire | 3:18 |
12 | Drahtseilakt | 5:05 |
13 | Feedback | 4:30 |
14 | Outro | 2:27 |
Besetzung
Bastai - Vocals
Moe - Vocals
Sean - Vocals
Shu - Vocals
Nurec - DJ / Beats
Micha - Guitar
Matjes – Drums / Keyboard
Stephan – Bass
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |