Reviews
Out of the Blue – Live at Wembley (DVD)
Info
Musikrichtung:
Progressive Pop
VÖ: 05.05.2006 (Eagle Vision / Edel) Gesamtspielzeit: 62:00 |
Als der Punk die Rockdinosaurier von den Bühnen fegte, erlaubte es sich eine kleine Gruppe von Musikern weiterhin in Bombast zu schwelgen und aufwendige Bühnenspektakel zu inszenieren. Wer „auf der Höhe der Zeit“ war, wandte sich da nur Nase rümpfend ab.
Strafverschärfend kam hinzu, dass diese kleine Gruppe von Musikern auch noch ungeheuer ins Ohr gehende Melodien kreierte. Das war dann auch den noch übrig gebliebene „progressiven“ Musikern zu viel. Wo blieb denn da der intellektuelle Anspruch?
Am allerschlimmsten aber war dann wohl, dass diese kleine Gruppe von Musikern sich auch noch erbarmungslos in den oberen Etagen der Hitparaden fest biss. Kein Wunder, dass das Electric Light Orchestra damals alles andere als ein Kritikerliebling war.
Heute aus der Perspektive des Rückspiegels betrachtet, sieht vieles anders aus und so wird die Veröffentlichung der DVD Out of the Blue - Live at Wembley auch von mächtig viel Applaus begleitet. Und der ist berechtigt.
Erst einmal sollte man aber einem Missverständnis vorbeugen. Es handelt sich bei dieser DVD nicht um eine Live-Aufführung des legendäre Doppelalbums Out of the Blue, sondern um ein reguläres Konzert der Tour nach dessen Veröffentlichung. Das Programm setzt sich also sowohl aus Stücken von Out of the Blue, als auch solchen von den Vorgängeralben zusammen.
Wir erleben hier eine Band, die gerade massiv im Steigflug ist. Bereits “Out of the Blue“ hatte u.a. mit ”Turn to Stone”, ”Sweet talking Woman” und natürlich ”Mr Blue Sky” einige veritable Chartbreaker an Bord. Damit war die Band etabliert und konnte mit dem folgenden Album Discovery alle Rekorde brechen. Das hier gezeigte Konzert zeigt die Band wohl auf dem künstlerischen Höhepunkt, aber eben noch ohne Discovery-Hits wie “Don’t bring me down“, “The Diary of Horace Whimp“ und ähnlichen.
Die Wembley-Bühne war in der Form der vom Out of the Blue-Cover bekannten UFO-Kommandozentrale gestaltetet. Davor agiert im üppigen Farbenmeer die Band. Gerade aus dem Abstand von mittlerweile mehr als einem Vierteljahrhundert wird deutlich welch einzigartigen Sound das ELO mit Out of the Blue geschaffen hatte. Trotz der deutlichen Anteile klassischer Streichinstrumente am Gesamtklang war das hier keine frühe Variante der derzeit so beliebten Versuche Klassik mit jeder aufzutreibenden Spielart moderner Musik zu crossovern. Dem ELO ist es ganz schlicht gelungen, klassische Instrumente so in ihrer Version von Rock- und Popmusik einzubringen, dass sie dieser einen völlig neuen Geist einhaucht. Und den kann man schlicht nicht beschreiben, und wegen seiner Einzigartigkeit auch kaum vergleichen. Den muss man schlicht hören.
Wer das noch nicht getan hat, hat mit dieser DVD die beste Gelegenheit dazu. Denn das Electric Light Orchestra zeigt hier auf eindrucksvolle Weise, dass ihre elaboriert ausgearbeitete Inszenierung bombastischer Popmusik kein steriles Studioprodukt war. In einer Zeit, in der man noch nicht jeden beliebigen Klang aus den Speicherbanken der computerisierten Instrumente abrufen konnte, waren die sieben exzellenten Musiker in beeindruckender Weise in der Lage, ihre Kompositionen live ins Leben zu rufen - egal ob man sich mit epischen Tracks wie dem Opener “Standin’ in the Rain“ ins Szene setzt, “Mr blue Sky“, den Klassiker des Progressiven Pops schlechthin, aufführt, den Maschinengewehr schnellen Sprechgesang Parts von “Turn to Stone“ live reproduziert oder mit dem grandiosen Epos “Livin’ Thing“ und der Rock’n’Roll-Version von Beethovens Fünfter das Konzert beschließt.
Grandios!!
Bonusmaterial gibt es bei der schön im doppelt faltbaren Digipack verpackten DVD nicht, dafür noch einen zusätzlichen Papp-Schuber und die Reproduktion des 28-seitigen Konzertprogramms.
Der Sound ist wahlweise in Dolby Stereo, 5.1 Surround Sound und PCM Stereo zu hören.
Empfehlung.
Trackliste
1 | Standin’ in the Rain |
2 | Night in the City |
3 | Turn to Stone |
4 | Tightrope |
5 | Telephone Line |
6 | Rockaria! |
7 | Wild West Hero |
8 | Showdown |
9 | Sweet talkin’ Woman |
10 | Mr Blue Sky |
11 | Do ya |
12 | Livin’ Thing |
13 | Roll over Beethoven |
Besetzung
Bev Bevan (Dr)
Richard Tandy (Keys)
Kelly Groucutt (B, voc)
Mik Kaminski (Violine)
Hugh McDowell (Cello)
Melvyn Gale (Cello)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |