Reviews
Daumen im Wind
Info |
1972 erscheint Daumen im Wind. Ab jetzt verstehe ich ihn. Udo singt deutsch!
Ein Bruch im Raum-Zeit-Kontinuum. Ab sofort tickt die deutsche Musikbranche anders.
Mit fernwehproduzierenden Mundharmonikaklängen nimmt uns Lindi als Anhalter mit an die Autobahn und lädt uns ein mitzutrampen. Gleichzeitig erzählt er dem Zuhörer, dass auch „Betty“ ihn in seinem Drang die Welt zu erkunden nicht bremsen kann. Gut dass diese Scheibe 1972 schon erschienen ist. Den Ausdruck „Urwaldneger“ (mit denen er gerne mal trommeln würde) würde sich Udo heute wohl kaum noch erlauben (dürfen).
„Eine bessere Welt kann er auch nicht zaubern, da muss man sich schon selbst drum kümmern…“ „Good life City“ kommt schon mit leichten politischen Ansätzen daher. Herrlich melancholisch bluesed und jazzt es, unterstützt durch die phantastische Posaune von Peter Herbolzheimer, durch das „Meer der Träume“. Hier taucht dann auch zum ersten Mal das Zauberwort „Titanic“ auf, welches wie wir wissen, noch wegweisend werden wird.
„Biochemon“ hätte textlich sicher die Qualitäten gehabt zur Hymne der „Grünen“ zu werden. Die gab es damals aber eben noch nicht. Schade. Udo der Vordenker. Oder wer hat damals schon etwas von Retortenkindern gehört? Übrigens: Krimifans kommen seit dieser Zeit sowieso nicht mehr an „Lindi“ vorbei. Damals wurde die Titelmelodie des „Tatort“, mit Udo Lindenberg am Schlagzeug aufgenommen.
Nummer fünf auf der LP „Hoch im Norden“ ist der Klassiker schlechthin. „Keine Panik auf der Titanic“. Da ist er, der legendäre Satz, den heutzutage jedes Kind kennt. Und in meinen Ohren ist dies der Song, der den Musikstil Lindenbergs für die nächsten 30 Jahre repräsentiert.
„In den dunklen tiefen Gängen der Vergangenheit“, na ja Schwamm drüber. Die Nadel erreicht Spur Nummer sieben: „Die Kinder deiner Kinder“ won`t even know your name… Hatten wir schon. Nun jetzt auf Deutsch und kürzer. Mit dem textlichen Inhalt würde sich mancher Student der Philosophie einige Nächte um die Ohren schlagen können. Abgeschlossen wird Daumen im Wind mit dem „Alkoholmädchen“. Liedern gegen und/oder über Alkohol und sonstige Drogen werden wir im Schaffenswerk Udo Lindenbergs noch öfter begegnen. Und wie allen seinen Liedern zu diesem Themenblock geht „Alkoholmädchen“ bei genauem Hinhören schon mächtig an die Nieren.
Andreas W. Fieseler
Trackliste
1 | Daumen im Wind | 6:09 |
2 | Good Life City (Deutsch gesungen) | 2:51 |
3 | Meer der Träume | 5:04 |
4 | Biochemon | 5:11 |
5 | Hoch im Norden | 3:55 |
6 | In den dunklen tiefen Gängen der Vergangenheit | 5:20 |
7 | Die Kinder deiner Kinder | 3:56 |
8 | Alkoholmädchen | 5:46 |
Besetzung
Klavier, Percussion
Carl G. Stephan - Bass
Roger Hook - Akustikgitarren & Mandoline
Thomas Kretschmer - E.- & Soundgitarre
Michael Naura - E.- Piano
Peter Herbolzheimer - Posaune
Rale Oberpichler - Gesang
Helmut Franke - Akustikgitarre
Jo Kirsten -Akkordeon
Jonny Müller - Chromonika
Rainer Rubink - Banjo
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |