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Streichquartette
Info
Musikrichtung:
Kammermusik
VÖ: 01.06.2006 Carus Verlag / Note 1 (CD, DDD (AD: 2005) / Best.nr. 83.194) Gesamtspielzeit: 69:32 Internet: Carus-Verlag Christine Busch (Salagon-Quartett) |
MOZART-JAHR IST AUCH KRAUS-JAHR
Auch wenn Joseph Martin Kraus (1756-1792) dank einer Reihe von Konzerten und Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren längst kein Unbekannter mehr ist - sein 250. Geburtstag findet im Mozart-Jubiläumsjahr nur wenig Beachtung. Dabei gibt es aus dem Schaffen des gebürtigen Odenwälders, der sein Glück am schwedischen Hof machte, noch viel zu entdecken. So sind etwa zwei der hier eingespielten Streichquartette überhaupt erstmals auf CD erhältlich. Das Quartett in c-moll changiert besonders reizvoll zwischen barocker Satzkunst und romantischer Tonsprache. Die abrupten Wendungen, die - gepaart mit höchst sanglichen Themen - Kraus´ Instrumentalwerk insgesamt auszeichnen, führen hier zu einer Klangwelt, die eher dem 19., als dem 18. Jahrhundert zu entsprechen scheint.
Wesentlich klassischer kommt hingegen das E-Dur-Quartett daher.
Die drei übrigen Streichquartette entstammen den 1784 in Wien als Opus 1 erschienen "Six Quatuors Concertants". Sie zeigen Kraus als Komponisten des Sturm und Drang, der es verstand, durch höchst abwechslungsreiche Einfälle die kammermusikalischen Konventionen seiner Zeit zu durchbrechen und zugleich die Errungenschaft des Barock weiter zu entwicklen. Das bisweilen unstete Wesen dieser Musik findet seinen Kontrast in den ausgedehnten langsamen Sätzen, unter denen das Largo des G-Dur-Quartetts eine herausragende Stellung einnimmt: ein abgründiger, schmerzlich-schöne Satz, in dem sich die Komposition fast zu verlieren scheint und schließlich unvermittelt abbricht. Ein ähnlicher Charakter liegt über dem gesamten g-moll-Quartett.
Das von Christine Busch gegründete Salagon Quartett trumpft mit einem sicheren, unprätentiösen Zusammenspiel auf. Die vier Musikerinnen verstehen es ebenso, mit schwebendem Ton die Kantilenen zu zeichnen, wie auch dem vorwärtsdrängenden Zug der Musik Raum zu geben. Dabei wählt das Ensemble aber einen schmaleren Ton und eine Phrasierung, die sich weniger streng am barocken bis klassischen Ideal orientiert, als dies etwa bei der Einspielung des Schuppanzigh Quartetts (Capriccio, 2003; s. Rezension) der Fall ist. Kraus´ Musik tritt uns in dieser Einspielung deshalb durchaus grüblerisch und verschattet gegenüber.
Sven Kerkhoff
Trackliste
5-6 Streichquartett c-moll VB 179 07:42
7-9 Streichquartett E-Dur VB 180 18:01
10-12 Streichquartett g-moll VB 183 op 1,3 10:22
13-15 Streichquartett B-Dur VB 181 op. 1,2 12:20
Besetzung
Christine Busch, Kathrin Tröger - Violino
Claudia Hofert - Viola
Gesine Queyras - Violoncello
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |