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Messe & Te Deum für 8 Stimmen
Info
Musikrichtung:
Barock geistliche Musik
VÖ: 01.06.2006 Glossa / Note 1 SACD hybrid (AD 2005) / Best. Nr. GCD 921611 Gesamtspielzeit: 79:35 Internet: Le Concert Spirituel |
PRACHT UND HERRLICHKEIT
Inzwischen gehören Hervé Niquet und sein Ensemble Le Concert Spirituel zu den profiliertesten Interpreten der musikalischen Schätze aus Frankreichs Goldenem Zeitalter. Ihre sorgfältige produzierten und edierten Aufnahmen erscheinen seit 1999 exklusiv und in luxuriöser Aufmachung beim spanischen Label Glossa. Für dieses und das kommende Jahr sind gleich zwei große Opernproduktionen (André Cardinal Destouches Callirhoé, Jean Baptiste Lullys Proserpine) geplant.
Gerade eben sind zwei frühe Meisterwerke von Marc-Antoine Charpentier in Neuaufnahmen erschienen.
Charpentiers Messe für acht Stimmen und acht Violinen und Flöten und das vergleichbar besetzte Te Deum stammen aus den 1670er Jahren. Ihre doppelchörige Anlage bezeugt die italienischen Einflüsse, durch die Charpentier seine Musiksprache bereichert hat. In seiner Heimat trug ihm die überlegte Verbindung französischer und italienischer Stilmittel sowohl die Bewunderung der Kenner wie auch die harsche Kritik der konservativen Kreise ein. Heute kann man die Ergebnisse vorurteilsfrei genießen: die Messe wegen ihrer glühenden Inbrunst und eleganten Klangpracht ebenso wie das festliche Te Deum, das ganz ohne Pauken und Trompeten auskommt und dennoch Majestät und Würde ausstrahlt. Durch das räumliche Klangbild der SACD kommt das stereophone Konzept der Musik gut zur Geltung.
Niquet lässt die Musik sich in den Tutti-Abschnitten mit gemessener Großzügigkeit und Wucht entfalten. Intensiv kostet er z. B. die harmonischen Wendungen in den breit dahinströmenden instrumentalen Kyrie-Zwischenspielen aus. Ebenso weiß er aber auch, rhythmischen Drive, z. B. zu Beginn des Glorias, zu entfesseln und die Intimität der zahlreichen kleinen Ensembles und Soli zur Geltung zur bringen. Charpentiers Fähigkeit, die liturgischen Texte wortgenau auszudeuten, ohne die große Linie aus den Augen zu verlieren, wird von den Musikern und Sängern auf das Schönste demonstriert.
Der Klang mutet aufgrund des tiefen Stimmtons (392 hz, heute sind 440hz die Regel) selbst in den Flötenpartien bronzefarben und dunkel an. Verstärkt wird dieser Effekt durch den Einsatz des cromorne, der erst jüngst wiederentdeckten Bassversion der Oboe. Der orgelnde Klang dieses Instruments verleiht der Basslinie zusammen mit gleich drei(!) Erzlauten einen zugleich federnden und erdigen Charakter.
Das Booklet enthält leider nur ein lateinisches Libretto, der - wie eigentlich immer bei Glossa - ausführliche und informative Essay ist jedoch in deutscher Übersetzung enthalten. Klangbild: Räumlich, plastisch, diskreter Hall.
Georg Henkel
Trackliste
28-40 Te Deum für acht Stimmen mit Flöten und Violinen H. 145
Besetzung
Leitung: Hervé Niquet
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |