Reviews
Eagles (Vinyl Replica)
Info
Musikrichtung:
Westcoast
VÖ: 26. 5. 2006 (1972) (Rhino / Warner) Gesamtspielzeit: 37:09 Internet: http://www.eaglesband.com |
Eagles, das Album, war 1972 der Startschuss für eine der größten US-Bands aller Zeiten. Jetzt sind die CDs der Eagles als Vinyl Replicas neu veröffentlicht worden. Und diese Review ist der Startschuss für eine monatlich erscheinende Review-Serie, die euch auf den Flügeln der Adler durch den Rest des Jahres und die Geschichte der Band tragen soll.
Ich kann dabei ganz unbefangen an die Sache herangehen. In meinem CD-Regal stand bislang nur das Pflichtalbum Hotel California und ein Live-Bootleg. Natürlich kenne ich noch den einen oder anderen Titel. Die Eagles sind schließlich beständige Dauergäste in den unterschiedlichsten Radioprogrammen. Den kompletten CD-Programmen begegne ich aber tatsächlich, mit den genannten Ausnahmen, zum ersten Mal.
Der erste Eindruck der Eagles ist edel. Die CD kommt, wie seinerseits die LP, im Klappcover. Und wenn man die CD aus der Hülle zieht, steckt sie in einer weiteren Papphülle. Hier ist die Originalität fast auf die Spitze getrieben. Die Angaben zu den Songtiteln stehen in Rot auf dem Foto eines Kaktusses. Das dürfte schon im LP-Format nur unter größten Schwierigkeiten zu entziffern gewesen sein. Auf CD-Größe geschrumpft ist hier ohne grelles Laborlicht und Lupe gar nichts mehr zu machen.
Überhaupt die Informationen! Damit hat man in den frühen 70ern bei Rockplatten arg gegeizt. Außer der Angabe der Titel und ihrer Komponisten, gibt es lediglich drei Zeilen, die einige Danksagungen enthalten und uns erzählen, wo und von wem das Album aufgenommen wurde. Nicht einmal die Besetzung ist angegeben. Da er aber als Mitkomponist erwähnt und deutlich zu hören ist, habe ich mutig Jackson Browne als Gastsänger in die Besetzungsliste aufgenommen.
Warner haben ihrer Neu-Edition leider nichts zusätzliches mit auf den Weg gegeben. Eine Beilage mit Linernotes und den Texten hätte ich mir bei der insgesamt ambitionierten Edition doch gut vorstellen können.
Aber kommen wir zum Entscheidenden, der Musik - und die hat der Band gleich mit dem Debüt drei Auszeichnungen eingebracht, die erste Goldene Schallplatte, den erste Single-Hit (“Take it easy“) und im September 1972 den ersten Top Ten-Erfolg (“Witchy Woman“).
Die Worte „easy“ und „peaceful“ rahmen ein Songprogramm, in dessen Mittelpunkt die Nachtigall steht. Damit ist die Grundstimmung der Eagles eingefangen - harmonisch, friedvoll, entspannt. An diesem Gesamteindruck ändert auch der knackige Rocker “Chug all night“ nichts. Aber er zeigt, dass der Adler, der halt doch ein Rock-, äh Raubvogel ist, auch anders kann, wenn er will - und das will er gelegentlich.
Diese ruhige Tendenz der Band hat nichts mit dem Zeitgeist zu tun. Deep Purple haben im selben Jahr ihren “Highway Star“ auf die Straße gestellt. Led Zeppelin haben es auf ihren ersten vier Alben bereits gehörig krachen lassen und Black Sabbaths “Paranoid“ hatte auch schon zwei Jahre auf dem Buckel.
Aber die Eagles kommen eigentlich eher in der Rockmusik an, als aus ihr zu stammen. Sie blühen in den Gefilden des Rock auf, aber ihre Wurzeln liegen in der Country- und Folk-Musik. Diese Mischung liefert den besonderen Flair des Westcoast-Genres, deren bekanntester Vertreter der Adler mit Wohnsitz LA sein dürfte.
Highlight des Albums, und wohl auch der Song des Debüts mit dem größten Nachruhm, ist der von Jackson Browne mitkomponierte Opener “Take it easy“, der musikalisch gesehen eine - so weit ich es bis jetzt sehe; vielleicht bringen mir die weiteren Scheiben ja noch unerwartete Überraschungen - passable Überschrift über das Gesamtwerk der Eagles darstellen dürfte.
Der Superhit kommt entspannt und gleichzeitig flott daher. Die Vocallines sitzen 100%ig - vielleicht eine der größten Stärken dieser Band. Die Gitarren ergänzen perfekte Soli. Und ein Banjo unterstützt gleichzeitig die Leichtigkeit der Atmosphäre und weist noch einmal auf die stilistischen Wurzeln der Band hin.
“Witchy Woman” hat passend zum Titel eine etwas dunklere Atnmosphäre, bleibt aber weich und sanft einhüllend. Es folgt der bereits erwähnte Rocker bevor ein erster etwas belangloserer Titel dahinplätschert.
Der Rest des Albums hält diesen Kurs bei. Flott, sanft, schmeichelnd, mal deutlich im Country (”Train leaves here this Morning”), mal im Folk (”Peaceful easy Feeling”) verankert.
Dabei gibt es die eine oder andere Belanglosigkeit. Gelegentlich ist auch der Schnulzen-Faktor gefährlich hoch. Insgesamt überwiegen aber die Momente, die auch nach über 30 Jahren noch überzeugen.
Trackliste
1 | Take it easy | 3:31 |
2 | Witchy Woman | 4:12 |
3 | Chug all Night | 3:14 |
4 | Most of us are sad | 3:34 |
5 | Nightingale | 4:06 |
6 | Train leaves here this Morning | 4:08 |
7 | Take the Devil | 4:00 |
8 | Earlybird | 3:00 |
9 | Peaceful easy Feeling | 4:17 |
10 | Tryin' | 2:53 |
Besetzung
Glenn Frey (Voc, Git)
Don Henley (Dr, Voc)
Randy Meisner (B, Voc)
Bernie Leadon (Git, Voc)
Gast:
Jackson Browne (Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |