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Passione

Italo Hits 2006 & Classics

Info Musikrichtung: Pop VÖ: 21.03.2006 (edel media)

Es geht auf den Sommer zu, die Eisdielen haben ihre Tische und Stühle nach draußen gestellt und beim Lieblings-Italiener schmeckt der Rotwein zur Pizza mal wieder richtig gut. Da kommt auch in so manchem Deutschen der Italiener zum Vorschein und sucht - in heller Vorfreude auf den in Kürze anstehenden Urlaub - einen Tonträger, der diese Gefühle durch Dauerberieselung vertieft. Da kommt ein Sampler mit dem Titel Passione - Italo Hits 2006 & Classics doch gerade recht.

Die Erwartung bei dieser CD, die kundenfreundliche 36 Titel auf zwei Silberlingen enthält, ist natürlich hoch, gelten die Italiener doch als Vorreiter beim Disco-Pop sowie bei Herz zerreißenden Balladen, ganz abgesehen von den Beach-Klassikern der 80er. Ein paar Namen auf dem Cover sind bekannt und wecken Erinnerungen an die Hochzeit der italienischen Musik. Also wird das Album freudig eingelegt und man hofft auf gute Stimmung im Cabrio. Doch bis sich diese einstellt, hat der Tacho schon einiges an Kilometern gefressen, denn das erste richtige Gute-Laune-Liedchen ist die Nr. 6 der ersten Scheibe, „Io vorrei“ von Cavaliere. Bis dahin hat die herbe und raue Art italienischer Musik der ruhigeren Gangart keinen besonderen Impuls geben können, und es dauert bis Titel Nr. 11 (Drupi mit „Ridammi il sole“), bis die Laune wieder ansteigt, denn zwischenzeitlich war von echten Hits ebenso wenig zu hören wie von angeblichen Classics. Diese tauchen erst mit Al Bano & Romina Power und ihrem „Chi sara“ auf und finden mit Toto Cotugno und seiner „Serenata“ als letztem Titel auf der ersten Scheibe ihr Ende. So setzt man seine Hoffnung in die zweite CD.
„Mínnamore di te“ von Ricchi e Poveri lässt da schon Hoffnung keimen, denn hier fühlt man sich schon ein wenig heimischer und kann die eine oder andere Zeile mitsingen. Doch sofort danach wird wieder voll auf die Bremse getreten und man wird an den Rand von Depressionen getrieben. So kann doch kein italienischer Sommer sein. Das klingt eher wie Regen im schottischen Hochland. Erst Titel Nr. 7, Pamela mit „Senza Pieta“, erinnert an die schönen Zeit des Italo-Pop, der aus Discos nicht mehr wegzudenken war. Luzio Dalla´s „Canzone“ ist kaum wieder zu erkennen und klingt, als wenn sich Gigi D´Agostino und der Handy-Frosch als Produzenten aufgetreten wären. Schade um das schöne Lied! Dem Original treu geblieben ist jedoch Lorena Poggi mit ihrem „Maledetta primavera“. Adriano Celentano hat mit „Un sole caldo caldo caldo“ wohl eines seiner schlechtesten Lieder beigetragen und entführt die Hörer in die Musik der Swing-Ära, die auf einem Sampler mit dem Titel Passione, also Leidenschaft, nichts zu suchen hat. Da kommt Annabella mit „Lailola“ schon bedeutend passender daher, bevor I Santo California ihren Schmuse-Klasiker „Tornero“ zum Besten geben. Das sind Italo-Classics, wie man sie gerne hört. Mit „Via con me“ kann Paolo Conte gerade noch einen Glanzpunkt an das Ende des zweiten Silberlings setzen, bevor der Hörer/Urlauber/Cabriofahrer sich die Frage stellen muss, ob sich die Investition in diesen Sampler rentiert hat.

Man sollte schon ein ausgesprochener Freund italienischer Musik sein, wenn man sich dies Doppelalbum in voller Länge zu Gemüte führt, denn es gibt längere Strecken auf dem Album, die von der bekannten ruhigeren und herben Art getragen werden und nicht besonders zum Wohlgefühl des Durchschnittshörers beitragen. Die erwarteten Classics sind nicht besonders üppig ausgefallen und sind mit sieben von 38 Stücken kaum der Rede wert. Und den Rest als Hits zu beschreiben, dürfte man doch für leicht übertrieben halten. Dieser Sampler dürfte in Italien vielleicht reißenden Absatz finden, für den deutschen Markt ist er jedoch wohl am Bedarf vorbei produziert, denn die Hits und Classics, die der Durchschittshörer gerne hören würde, sind kaum vertreten. Da gibt es durchaus bessere Zusammenstellungen! So wird es wohl eher bei der von der Promotionfirma angeführten Verwendung „Einen Teller Spaghetti, einen schönen roten aus der Toskana und im Hintergrund läuft Passione - so wird ein Stiefel draus“ bleiben, denn als Hintergrundbeschallung in der Pizzeria oder der Eisdiele ist der Sampler optimal.

Lothar Heising