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Strauss, J. (Karajan)

Die Fledermaus

Info Musikrichtung: Operette VÖ: 21.02.2006 Naxos / Naxos 2 CD (AD ADD mono 1955) / Best. Nr. 8.111036-37 Gesamtspielzeit: 139:44

Diese legendäre Columbia-Produktion von Johann Strauss’ „Fledermaus“ aus dem Jahre 1955, die bisher in der digital restaurierten CD-Version bei der EMI erhältlich war, gibt es jetzt auch bei Naxos als Doppel-CD. Herbert von Karajan stand damals am Pult des vom legendären Produzenten Walter Legge gegründeten Philharmonia Orchestra und animierte alle Beteiligten zu vorzüglichen Leistungen. Selten einmal wurde der nicht einfach zu treffende komische Ton dieser Operette so verschleißfrei und stimmig getroffen.
Das Solisten-Ensemble versammelt viele, die damals Rang und Namen hatten: Spitzenkräfte des Opernbetriebs, die sich mit ihrem ganzen vokalen Können und viel Spielwitz in den Dienst von Strauss’ Meisterwerk stellten: Elisabeth Schwarzkopf als hinreißende-kokette Rosalinde und Nicolai Gedda als Schwerenöter Gabriel von Eisenstein führen ein bis in die letzte Rolle idiomatisch besetztes Ensemble an. Nur bei der Besetzung für die Rolle des jugendlichen Prinzen Orlofsky hat sch Karajan die Freiheit genommen, statt eines Mezzosoprans oder Altisten einen Tenor (Rudolf Christ) singen zu lassen - eine nicht wirklich befriedigende Lösung bei diesem spätpubertären und herrlich dekadenten Charakter.

Das Ergebnis kann sich noch 50 Jahre später hören lassen. Eine gewisse Enge des Mono-Klangs und Probleme mit der Balance zwischen Dialogen und musikalischen Nummern „überhört“ man nach wenigen Minuten und lernt dafür, die Qualitäten der analogen Aufnahme zu schätzen. Die Mühelosigkeit, mit der die Sänger ihre gar nicht so leichten Partien bewältigen, der Schmiss, der wienerische Ton, der unangestrengte Witz (nichts wirkt peinlich klamaukig) - das versetzt einen für rund 110 Minunten in Champagner-Laune.
Als Zugaben gibt es Ausschnitte aus weiteren, mitunter deutlich älteren historischen Aufnahmen der Fledermaus, u. a. mit Lotte Lehmann, Elisabeth Schumann und Richard Tauber, was einige interessante Vergleiche erlaubt. Die Klangqualität besitzt hier aufgrund der umsichtigen Restaurierung durch Mark Obert-Thorn nostalgischen Charme.

Georg Henkel