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Berlaud – Markeas – Sclavis u. a. (Quatuor Habanera - Sclavis)

L’Engrenage

Info Musikrichtung: Neue Musik Improvisation VÖ: 01.05.2006 Alpha / Note 1 CD DDD (AD 2005) / Best. Nr. Alpha 518 Gesamtspielzeit: 52:59

Die klassisch ausgebildeten Musiker des Saxophon-Quartetts Quatuor Habanera haben bei ihrer neuen Platte den Jazz-Musiker Louis Sclavis mit ins Boot genommen. Ensemble und Solist bleiben dabei ihren Wurzeln treu: Quatuor Habanera spielt nach Noten, Louis Sclavis improvisiert. Die musikalischen Vorlagen stammen von zeitgenössischen Komponisten, drei Stücke hat Sclavis beigesteuert.
Bei manchen Werken, wie dem titelgebenden Engregage (Das Getriebe), ist eine fünfte Stimme ad libitum (nach Belieben) vom Komponisten Alexandro Markeas bereits vorgesehen. In den überwiegenden Fällen aber tritt Sclavis mit Saxophon oder Klarinette gleichsam als exterritorialer Partner zu den fixierten Partien hinzu. Wie auch immer: Bei diesem „Getriebe“ greifen die Zahnräder perfekt ineinander. Zwar sticht Sclavis als primus inter pares auch schon mal deutlich hervor. Dann kommentiert oder ergänzt er das Quartett. Häufig aber verschmilzt er vollkommen mit dem übrigen Ensemble. In jedem Fall wirkt sein Beitrag immer wie ein integraler Bestandteil der Komposition, nicht wie ein (überflüssiger) Klangzusatz, der das ganze interessant machen soll.

Die stilistische Bandbreite ist außergewöhnlich groß, trotz der Besetzung gleicht kein Stück dem anderen. Mal steht die Klangfarbe, mal der Rhythmus im Vordergrund. Der einfallsreiche Einsatz neuartiger Spieltechniken eröffnet Saxophon und Klarinette überraschende Resonanzräume, in der auch die menschliche Stimme ihren Platz hat. Man lauscht einer stimmigen Mischung aus Neuer Musik, Jazz und Volksmusik, die sich aber selbst in den gefälligsten Momenten die Ohren herausfordert. Unverbrauchte Ideen, hintergründiger Humor, technische Brillanz und perfektes Teamwork lassen diese gelungene Fusion vor Spannung knistern.

Georg Henkel